Diese elendige Vodafone-SocialMedia-Diskussion [Update]

09.07.2009 20:48
ca. 4 Minuten Lesezeit

In den letzten Tagen kann man kein Blog öffnen, ohne dass es um die viel diskutierte Vodafone-Pressekonferenz geht. Fangen wir von vorne an: Vodafone hat ja kürzlich angefangen zu twittern, zu bloggen und sich in der Social- Network- Umgebung auszubreiten. Das ist ja auch gut so, da der Mobilfunkanbieter damit versucht, Kontakt zum Kunden aufzunehmen und selbigen an seinem Leben teilhaben zu lassen. Im Zuge einer neuen Strategie hat Vodafone also auch eine Pressekonferenz einberufen, um ihre neue Werbestrategie vorzustellen. Im Grunde warteten doch alle nur darauf, endlich den neuen Werbespot zu sehen, den man über Twitter live mitverfolgen konnte und in dem einige bekannte Blogger zu sehen sein sollten, u.a. Markus Angermeier (alias kosmar), Robert Basic (früher von BasicThinking), Tina Pickhardt (alias PickiHH), Fränzi Kühne (von tlgg) und Sascha Lobo (muss man nicht erklären). Außerdem will sich Vodafone ja schließlich anders präsentieren als vorher und darauf war ich natürlich gespannt. Also warteten alle ganz gespannt vor dem Livestream, der mit einem Facebook-Connect-Kommentarfeld bestückt war und der während der Pressekonferenz im Hintergrund durch Carmen Hillebrandt von Vodafone live mitverfolgt wurde und über diesen auch Fragen gestellt werden konnten. Das Technische lief mehr oder weniger gut, da kann man Vodafone keinen Vorwurf machen. Der Stream lief flüssig, der Chat war nicht moderiert, sondern es konnte frei geplaudert werden und auch sonst, durch und durch gut. Nur gab es ein Problem: “Die Zuschauer”. Viele Leute scheinen sich einen Kinofilm vorgestellt zu haben, wenn man sich die Beschwerden mit “PowerPoint-Präsentation ist so 1.0” anschaut. Es war halt eine typische Pressekonferenz. Nicht mehr und nicht weniger. Es gab ein bisschen mehr Technik, da ja live gestreamt und gemonitort wurde, aber es war eine stinknormale Pressekonferenz. Auf dem Blog von talkabout.de wurde geschrieben: “Gregor Gründgens … versteht nicht, dass er in dem aktuellen Format mit Menschen spricht, mit mir als Zuseher und Zuhörer. Stattdessen spricht er die ganze Zeit über mich, und zwar als “Zielgruppe” und nicht als Mensch.” Da kann ich nur zustimmen. Es ist aber einfach so, dass der Herr Gründgens einfach ein “erfahrener” Mann ist und in den die Benutzung von SocialMedia egal in welcher Form einfach noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wie das wohl auch bei weiteren 81,9 Millionen weiteren Menschen hier in Deutschland der Fall ist. Jetzt beginnt für viele Menschen die Eingewöhnungsphase für solch “Niemodschn Krom” (plattdeutsch, “Neumodischer Kram”). Johannes Kleske hat in seinem Posterous-Blog auch einen kleinen Beitrag zur Pressekonferenz mit dem Titel “Wie die Vodafone Pressekonferenz zur neuen Kampagne auch hätte laufen können” abgeliefert. Darin geht es fiktiv darum, dass Vodafone erkannt hat, dass die Zielgruppe einen unbegrenzten Internetzugang will, ohne Drosselung für günstiges Geld. Nun müssten wir aber schauen, wie die Kunden derzeit aussehen: Der typisch Deutsche hat ein Handy, mit dem er den ganzen Tag erreichbar ist. Der sich fragt, warum er eigentlich den ganzen Tag für alle Freunde erreichbar sein muss und dass es doch früher auch ohne Handy ging. Das ist die große Zielgruppe in Deutschland. Diese wird grad umgewöhnt, indem ihr Flatrates angeboten werden und sie damit ihren Festnetzanschluss los sind und sie überall für einen Festpreis im Monat überall hin telefonieren können. Das ist für diese Menschen: Freiheit. Für uns Webbies bedeutet Freiheit: Wir wollen uns den ganzen Tag mitteilen oder uns entertainen lassen. Wir wollen von unterwegs bloggen, twittern und nicht telefonieren, denn das ist ja schließlich 1.0. Aber die eigentlich derzeit stärkste Nutzergruppe (nämlich die o.g. Telefonierer) wusste gar nicht, dass die Pressekonferenz live zu sehen war und es interessierte sie eigentlich auch gar nicht. Sie sind nicht interessiert daran, mit welcher Werbung sie in Zukunft berieselt werden. Die Web-2.0-Front allerdings ist geil auf jede Information, die sie früher hat, als nur ansatzweise jemand anderes. Wir sind sensationsgeil! Und wenn etwas dann doch urplötzlich etwas langweiliger ist (aber das liegt in der Natur der Pressekonferenz), dann wird drauf rumgehackt und auseinandergerissen. In Zukunft wird Vodafone, wenn sie so etwas nochmal machen sollten, es wohl bestimmt besser machen. Sie waren jetzt halt die ersten, die sich getraut haben. Alle anderen waren feige und wollen jetzt aus der Erfahrung anderer lernen und machen es beim nächsten Mal besser, aber sie werden nie von sich behaupten können, dass sie die Ersten waren. Und das ist es doch, was bei uns so zählt, oder? Update: Tapio Liller hat mal ein paar Seiten aufgelistet, die über das Thema bloggen. Außerdem hat Nico Lumma als Schöpfer der Kampagne ein paar Hintergrundinformationen dazu abgegeben.


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