Admins - die heimlichen Innovationsbremsen

Admins sind in den Augen vieler Menschen ein Mythos. Man sieht sie nie, bei Problemen helfen sie einem nur widerwillig, aber plötzlich funktioniert wieder alles und man schiebt es auf die Admins. Außerdem retten sie einem den Allerwertesten, wenn man mal wieder versehentlich eine Datei gelöscht hat.

Nun haben wir aber derzeit wieder einen Generationssprung. Admins sind jetzt „alteingesessen“, Nachwuchs ist rar und die, die das System am Laufen halten, werden immer teurer. Aber für den gemeinen Admin ist sein zu betreuender Serverpark „sein Baby“. Er hat es mit Liebe gezeugt und die ersten Atome (Bauteile) vielleicht sogar noch selbst zusammengebaut, dann ist es hysterisch (kein Schreibfehler) gewachsen, hat Sprechen gelernt (automatisches Logging bei Problemen) und lernte das Laufen. Natürlich hat er immer ein offenes Ohr, wenn das Baby schreit und dann steht er, wie eine liebende Mutter ohne Murren auf und tröstet es, gibt ihm was zu Trinken oder wechselt die Windel.

Dank der Innovationen allerdings kommt jetzt das Jugendamt (die PR-Abteilung) daher und sagt: „Hey, wir lagern dein Baby in die Cloud aus. Du darfst es nicht mehr anfassen und wenn die Windeln gewechselt werden müssen, machen dies andere für dich. Außerdem kannst du dir jederzeit nach Bedarf die Größe deines Kindes aussuchen“. Aber es ist nicht das Selbe für ihn, den fürsorglichen, zum Vater gereiften Admin. Er hängt an seinen Strukturen, aber auch an seiner Macht über sein Baby. Dieses bisschen Macht würde ihm genommen werden, auch wenn er dadurch ein flexibles Kind bekäme, um das er sich dann in einer Kindererzieher-Rolle kümmern könnte.

Was will ich damit sagen? Ich höre immer wieder, dass in Firmen die Admins die treibende Kraft gegen Cloudservices sind. Angeblich sei alles immer nicht sicher genug - was natürlich Humbug ist, da Verschlüsselung ein bereits gelöstes Problem ist. Außerdem sind Admins in der Regel, wie auch Programmierer, recht faul. Diese Eigenschaft macht ihn widerum sehr effektiv.

Leider trifft diese Faulheit nicht nur bei Servern und Hardware zu, sondern auch bei Software. Ich möchte nicht wissen, welch alte Software-Versionen in so manchem Firmennetzwerk noch rumlungert, weil die Admins zu „gesetzt“ sind. Nun kam die Tage eine neue Adobe-Flash-Version heraus, die Sicherheitslücken behebt, die bereits ausgenutzt werden. Aufgrund der Tatsache, dass in Großkonzernen noch der Internet Explorer 6 zum Einsatz kommt, der mittlerweile 10 Jahre alt ist, sind solche Fälle natürlich besonders heikel: Ein unsicherer Browser mit einem unsicheren Plugin. Leider gilt hier nicht die typische Mathe-Regel: Minus mal Minus ergibt Plus. Diese Sicherheitslücken vervielfachen das Problem.

Was ich derzeit gut finde: Die Browser-Hersteller wollen häufiger releasen. Dies macht es den Entwicklern nahezu unmöglich, eine Webseite, sei sie für Inter- oder Intranet, für eine gezielte Browserversion zu schreiben. Ansonsten müssten sie alle 6 Wochen wieder die Software aktualisieren. Man beschränkt sich darauf, die Standards einzuhalten und diese umzusetzen. Workarounds werden immer unbeliebter und werden aussterben. Wenn ein Browser dies nicht richtig anzeigt, wird er es wahrscheinlich in der nächsten, überarbeiteten Version tun (noch Zukunftsmusik, aber wohl in 1-2 Jahren). Diese Update-Häufung wird Admins dazu zwingen, in Zukunft keine Browser mehr im Netzwerk zu pflegen, die 4 Versionen vor der aktuellen ist. Das verstehen dann nämlich auch Chefs, da diese meist auf Zahlen gucken.

Vielleicht bekommt man so die Sicherheitsprobleme durch Faulheit dann auch wieder in den Griff.

Zusammenfassung   (Anklicken zum Anzeigen)

Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.


Kommentare

digitreo

Netter Rant, aber vielleicht sollte auch die Sicht eines Admins gegenübergestellt werden.

Der Grund, warum teilweise abenteuerlich alte Betriebssystem- und Browser-Versionen verwendet werden ist nicht etwa Faulheit oder eine Verschwörung der Admins, damit die Benutzer sich ja abquälen müssen, sondern ganz einfach Geldmangel. Die Schuldigen sind fast immer Fachanwendungen. Entweder wurde vom CFO kein Wartungsvertrag genehmigt und die IT muss eine Uraltversion die beispielsweise nur mit Windows 2000 und/oder IE6, einer speziellen Java-Version usw. arbeitet am Leben erhalten, oder es gibt den Hersteller gar nicht mehr und der Wechsel auf ein anderes Produkt scheitert - richtig - am Budget.

Ganz abgesehen davon ist die Trägheit der Benutzer nicht zu unterschätzen. In meinem Unternehmen hatten wir aus oben genannten Gründen lange Zeit den IE6 im Einsatz, installierten unserer Anwenderschaft parallel aber die jeweils aktuelle Firefox Ausgabe und ermutigten die User auch zweigleisig zu fahren (IE fürs Intranet, FX fürs Internet). Nicht einmal ein Viertel nutze diese Möglichkeit.

Und zum Theme Public Cloud gibt es wohl ähnlich viele Pros wie Contras. Privat lebe ich in dieser Cloud. Zum Beispiel habe ich kein Office Programm mehr auf dem Rechner, da ich alles über Google Docs abwickle. Mein Hauptwerkzeug ist der Webbrowser. Das sind aber meine Daten und ein Unternehmen hat andere Anforderungen. Friede, Freude, Verschlüsselung ist längst nicht bei allen Produkten selbstverständlich. Es stellt sich am Ende einer angedachten Cloud-Strategie auch oft die Frage um das Warum. Wenn keine Vorteile im Vergleich zur bereits vorhandenen Infrastruktur zu erwarten sind soll man trotzdem in die Cloud, nur um modern und hip zu sein?

Private Clouds sind bei uns “Innovationsbremsen” übrigens längst Usus.

mthie

Du liest hier noch nicht lange, sonst wuesstest du, dass du die Admins nicht verteidigen musst, da ich neben Entwickler auch Admin bin.

Was die Traegheit der Nutzer angeht: Admins sind eh unbeliebt und es wuerde nicht schaden, dieses Image manchmal auszubauen, indem man User dazu zwingt, lieber den sicheren Browser zu benutzen. Technisches Mittel bleibt dir selbst ueberlassen.

Was die Budget-Sache angeht: Klar ist das oft ein Problem, aber leider auch ein selbst geschaffenes. Die Admins sollten nicht immer nur jammern, sondern ihren CFOs mal vorrechnen, was es kostet, eine neue Software zu kaufen/zu entwickeln und was es kosten wuerde, wenn du veraltete Software jemand in das System kommt und diese Information weiterverkauft. Ich glaube, die Software ist da oft guenstiger.

FYI: Die obigen “Ausreden” kenne ich bereits und ich hoere immer wieder dieses Gejammer. Aber auch ein Admin sollte mal auf den Tisch hauen und Geld zum Fenster rauswerfen, so wie es in grossen Firmen andere Abteilungen auch tun.

Steffen Z.

Ich habe bisher drei unterschiedliche Arten von richtigen Admins kennengelernt. Die einen arbeiten in großen Firmen und diese treffen wirklich meistens Deiner Beschreibung oben. Admins in kleineren Firmen, oder auch externe Admins, sind zumeist viel bemühter und halten auch die Software besser auf einem aktuellen Stand. Das ist vermutlich für die auch einfacher, da es häufig weniger Software gibt, welche auf einen IE6 angewiesen ist,…

In ganz kleinen Firmen gibt es dann noch den “Nebenbei-Admin”. Dieser hat auf diesen Job eigentlich nie Lust und kümmert sich nur drum, wenn es wirklich nicht anders mehr geht. Interessanterweise ist hier meistens die Software noch deutlich aktueller als in großen Firmen.

Ein bekannter von mir arbeitete zudem mal in einem großen Konzern als Admin. Und wenn man ihm glauben kann, waren die fähigen Mitarbeiter immer nur 1 bis max. 2 Jahre dort um die Firma in ihrem Lebenslauf zu haben. Die Leute, die länger dort beschäftigt waren, hatten gute Zeugnisse, aber wenig Engagement und von der Praxis auch keine Ahnung. Nur gaben diese natürlich, aufgrund ihrer langen FIrmenzugehörigkeit, häufig den Ton an.

Ob man seine Daten aber wirklich in der Cloud haben möchte ist für mich eine ganz andere Entscheidung und bei weitem nicht so selbstverständlich wie es bei Dir klingt. Hier spielen auch ganz klar Faktoren wie “Offline Nutzung, wenn das Internet nicht geht”, “Datenschutz” und “Abhänigkeit” eine Rolle. Wobei eine Cloud natürlich auch bzgl. Wartung,… große Vorteile hat.

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