Apple-Ortung: Willkommen in der Realität

Da hamwer den Salat: Auch Apple hat WLANs kartographiert. Allerdings haben sie dafür die Benutzerendgeräte (iPhone, Macbook) missbraucht, indem sie seit 2 Jahren einfach heimlich die GPS-Position und WLAN-Feldstärken gemessen und verschickt haben. Diese Daten wurden dann anonymisiert gespeichert und ausgewertet. Technisch gesehen, ein gutes Konzept. Man braucht keine Autos, die rumfahren und messen und man kann auch in Fußgängerzonen aufzeichnen.

Dumm nur: In der Medienbranche werden Apple-Produkte sehr häufig eingesetzt. Als Google diese Daten aufgezeichnet hat, gab es ganze Titelblätter zu diesem Thema. Jetzt aber wird die eigene heile Welt angegriffen und da man drüber berichten muss, wird es jetzt eben weiter unten positioniert. Die typische „Ist halt passiert“ Haltung. Und dieses Verhalten kotzt mich an.

Auf Twitter wird halt ab und zu mal ein Link dazu gepostet, aber keine Diskussion geführt. Auf „Spiegel Online“ muss man 1-2 Bildschirmseiten runterscrollen. Dieses Weggucken nervt mich sehr an. Wurde bei Google groß diskutiert, weil sie Daten mehr oder weniger aus Versehen aufgezeichnet haben, die sie nicht brauchten, wurde dies bei Apple mit voller Absicht getan und der User dafür missbraucht, ohne dass der davon wusste.

Schlimm ist ja schon, dass dies mit Mobilfunkgeräten getan wurde, ist dies auch bei Macbooks gemacht worden, die die Ortserkennung eingeschaltet haben (ist das eigentlich default?). Wenn wir dies mal weiterspinnen: Wenn schon solche Daten mal eben kurz zu Apple geschickt werden (dank Closed-Source-Software), was wird dann noch mal nebenbei geschickt? Die zuletzt bearbeiteten Geschäftsdokumente, die klein genug sind, als dass sie im Sekundenbereich verschickt sind und zwischen den anderen Daten nicht auffallen? Mir scheint ja, dass es unter Mac-Usern einfach nicht genügend Leute gibt, die den Datenverkehr aufzeichnen, sonst wären selbst die Standort-Datenübermittlungen aufgefallen. Also warum nicht dieses Horrorszenario?

Wollen Mac-User (nehme da Windows-User nicht aus) lieber die Augen verschließen, weil man das bisher auch getan hat? Oder wollt ihr lieber, dass Pullover-in-Hose-Steve dann doch mal lückenlos aufdeckt, welche Daten so an Apple geschickt wurden? Denn das ist, wie man sieht, nicht immer in den Nutzungsbedingungen erwähnt. Ich würde mir für euch wünschen, dass ich mit meinen Vermutungen unrecht habe, aber ich könnt das Gegenteil glücklicherweise noch nicht beweisen 😉

Was mich aber am Meisten freut: Endlich merken Apple-User, dass Google nicht die Datenkrake ist, sondern dass alle Firmen, die ihren Usern personalisierte Dinge jeglicher Art anbieten wollen, Daten sammeln müssen. Denn User in Deutschland wollen keine Werbung für rumänische Waschmittel sehen, sondern auf ihre Region und Wünsche angepasste Werbung (angeblich einer der Gründe für die Sammelwut von Apple und Google), wenn Software schon werbefinanziert sein muss. Solche Daten brauchen alle Firmen und das wird in den nächsten Jahren immer krasser werden. Da können Datenschutzbestimmungen noch so kleinlich definiert sein. Ich schätze, diese werden aufgeweicht werden müssen, wenn die Lobbyisten ihre Arbeit gut machen. Die deutschen Datenschutzgesetze sind nämlich in meinen Augen nicht auf das Internet anwendbar und bedürfen endlich einer realitätsnahen Reform.

Aber ach!


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