Auf die Lautstärke kommt es an

Herzlich willkommen im Mittelalter, wenn nicht sogar in der Antike. Willkommen in der Politik von heute.

Wer sich jetzt fragt: „Was redet der Typ da?“, der hinterfrage mal jegliche Art von Religion. Religionen waren schon sehr früh nur ein Hilfsmittel, um den Menschen eine „einfache“ Erklärung für alles, was sie nicht verstehen, zu liefern.
Wissenschaft? Viel zu kompliziert. Eine höhere Macht, die das alles gemacht hat, ist viel einfacher zu verstehen. Schon kann sich der einfache Bauer wieder auf seine Arbeit konzentrieren, das Brot-und-Spiele-Leben kann weitergehen. Hinterfragen ist viel zu anstrengend und die Wahrheit würde das Volk nur verunsichern.

Die Gelehrten damals wussten dies alles schon sehr früh und für sich zu nutzen. Eine Lenkung in die aktuell gewünschte Richtung war darüber sehr einfach. Die Priester haben den Weg propagiert. Die Religion war und ist teilweise bis heute tief in der Gesellschaft verwurzelt. Politik selbst war beim Volk quasi nicht vorhanden. Die Könige, auch nicht immer die hellsten Köpfe, haben nach Gutdünken und natürlich zugunsten ihrer Familie, ihrer Bubble, ihrem Haus entschieden. Na, kommt euch bekannt vor, oder?

Vom gestern ins heute

Dann kam die Demokratie. Menschen entwickelten sich ein bisschen weiter, es wurden schließlich immer mehr. Außerdem haben die Menschen ihr Dorf und ihre Region (nicht Religion ;)) auch mal verlassen und sahen, dass es in anderen Regionen Unterschiede gab. Dort wurden andere Entscheidungen getroffen als daheim und wollten die guten Sachen auch zu Hause haben. Das Gras war jetzt nicht nur beim Nachbarn viel grüner, sondern überall woanders war sowieso alles besser.

Wie aber die Welt selbst wurde auch die Politik immer komplizierter. Das Interesse, sich tiefgehend mit den Schwierigkeiten des Alltags zu beschäftigen, versiegte. Der Bürger möchte die 83 Millionen Einzelschicksale gar nicht bis in die Details kennen. Jede Region, jeder Ort, jeder Mensch hat andere Ansprüche, Anforderungen und persönliche Problemchen. „Aber was interessieren mich die Probleme des Nachbarn? Sein Auto ist aber schon besser als meins, das will ich auch!“

Die Komplexität des Lebens

Die Technologie wird komplexer. Die Menge an Informationen, die tagtäglich auf jeden Einzelnen einprasseln, wird immer größer.
Was nicht größer wird: der Weitblick des Menschen.
Was nicht größer wird: das Verständnis für die Belange der anderen.
Was nicht größer wird: der Drang, an alle, statt nur an sich zu denken.

Der letzte Punkt ist auch nur allzu verständlich, da der Mensch, der am Ende auch nur ein Tier mit gewissen Trieben ist, nur daran denkt, sich und seine Nachkommenschaft und das eigene Nest zu beschützen.

Und nu?

Tja, und nun sitzen wir hier alle zusammen fest. Auf einer Ball-ähnlichen Struktur mit Unwucht, Informationsfluten und brennendem Gras im Vorgarten. Was wir immer noch nicht haben: eine einfache Erklärung mit wissenschaftlichem Anspruch. Alle Erklärungen basieren gerne auf Gefühlen.

Fakten werden rund geschliffen, sodass die Ecken und Kanten, die vermeintlich die Gefühle einzelner berühren könnten, niemanden tangieren. Je weniger Menschen oder Gefühlen auf die Schulter getippt wird, desto weniger Widerstand seitens der Bevölkerung ist zu erwarten.

Verzwickte Lage

Jetzt kommt die eigentliche Krux an der Sache: wie bei der Geschichtsschreibung, die durch die Sieger geschrieben wird, ist es auch bei den Fakten. Steuerst du die Informationen und die Verbreitung dessen, steuerst du die Bevölkerung. Wie bei der Religion.

Wenn jeder Mensch alle Fakten kennen würde, hätten wir keine Regierungen mehr. Wir wären intelligent genug, um uns, diesen Planeten und das Universum immer in die richtige Richtung zu lenken. Es gäbe keine Armut, kein Leid. An diesem Punkt sind wir aber nicht.

Der deutsche Wahlkampf muss sich ändern

Der Status quo ist also, dass sich die Menschen an die Medien angepasst haben. Die Medien nutzen simple statistische Algorithmen (manchen Menschen sind doof genug, es AI zu nennen), um den Nutzern die Inhalte zu zeigen, für dessen Nische sie sich interessieren. Jetzt brauchen die Parteien also einfach nur genügend zielgruppenorientierte Inhaltsersteller (aka Content Creator), um, wie die Priester damals, die Inhalte in so kleine Stücke rund zu schleifen, damit die Empfänger dazu sagen: „Jup, passt. Geile Info!“

Was derzeit passiert, ist allerdings sehr einseitig. Eine angebliche Alternative erstellt leicht verdauliche Inhalte, die die Menschen in gewisse rechte Ecken lenken. In 500 Jahren könnte man, je nach Geschichtsschreibung, denken, dass rechte Propaganda wie eine Religion funktioniert hat.

Schaut man sich allerdings die Informationspolitik der anderen Parteien an, schläft man nur beim Gedanken daran ein. Oder beim Zuschauen:

Quelle: ZDF auf youtube.com

Familie Narkose unterwegs

In dem Video sieht man eindrucksvoll, wie Saskia Esken den Elan eines abgelaufenen Joghurts zeigt und statt sich einer Diskussion zu stellen, die die Fakten korrigiert, geht es wieder nur um die Form, wie die Aussagen transportiert wurden. Sie fällt auch direkt in den Tonfall eines bockigen Kindes. Das kommt bei Erwachsenen, die einen später wählen sollen, bestimmt gut an. Es geht erneut nur um die Gefühle. Da war nichts rundgeschliffen, aber nicht unkorrekt.

An diesem Beispiel sieht man den Unterschied zu den anderen Parteien, die sich aktiv um die kleinen Informationshäppchen kümmern. Da wird gezetert, da wird sich verteidigt, da werden auch mal Fakten so transportiert und andere weggelassen, dass sie dem einfachen Weltbild des Empfängers entsprechen.

Robert Habeck auf X

Heute hat Robert Habeck von den Grünen angekündigt, auf X zurückzukehren. Er hatte es damals verlassen, weil ihm Hass und Hetze zu viel wurden. Verlässt du allerdings die Plattform, auf der sich dein potenzielles Publikum tummelt, verlierst du es. So sehr ich TikTok verachte, so sehr weiß ich aber auch, dass es für den kommenden Wahlkampf wichtig ist, dort zu sein und Inhalte zu produzieren.

Eine Sache kann der Herr Habeck übrigens hervorragend: Dinge einfach erklären. Auch komplexe Zusammenhänge kann er gut vereinfachen und rüberbringen, ohne dass der Hörer einschläft. Nicht jedem gefallen diese Informationen, aber zumindest hat es ein Publikum.

Wenn jetzt die anderen Parteien anfangen würden, ihre Ziele an die Bevölkerung zu bringen, ohne dass denen dabei die Füße einschlafen, müssen wir uns nicht vor einem Rechtsruck fürchten, sondern könnten obendrein sogar noch den Planeten retten.

Aber dafür muss man die Schlaftabletten loswerden. Dazu gehören ein gewisser Olaf Scholz, eine Saskia Esken, Friedrich Merz und auch eine Ricarda Lang.

Sobald dann die Familie Narkose abgesägt ist, dreht ihr mal die Lautstärke hoch. Nicht, weil man automatisch Recht hat, wenn man lauter ist. Heute wird man nur besser gehört, weil jeder um uns herum schreit. Nur nicht die, die intelligent sind und alle voran bringen möchten. Es schreien nur die, die für sich selbst, ihre Familie und ihre Bubble arbeiten. Wie so typische Neanderthaler.

Zusammenfassung   (Anklicken zum Anzeigen)

Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.


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