Es ist nicht alles schlecht

Tommi Jansen sagt: „Schluss mit dem Negativdenken!“. Ich sage: „Schluss mit dem Schönreden!“.

Ich verstehe natürlich, wenn Tommi den Eindruck hat, dass alles nur noch so negativ wirkt. Eine Sau nach der anderen wird durch’s Dorf getrieben, jeder pöbelt jeden an. Aber das stimmt eigentlich gar nicht, denn wenn wir ehrlich sind, ist ein Großteil der Nachrichten, die wir wahrnehmen, komplett irrelevant für uns. Schauen wir doch mal auf Spiegel Online (Vorsicht, großer Screenshot), während ich diesen Artikel schreibe.

Was sehen wir?

  • Irgendjemand lehnt einen Ministerposten ab. Who cares? Aber wichtig: Eilmeldung daraus machen, warum auch immer.
  • Werbung für unnütze, aber kostenpflichtige Artikel. Voll selbst recherchiert, deshalb wollen wir Kohle!
  • Irgendwo ist Krieg. Doof, aber seit 5.000 Jahren gab es keinen Moment auf dem Planeten, wo das nicht der Fall war.
  • Irgendwas mit Trump und China. Lass die Kinder im Kinderzimmer ihr Wrestling machen und lauf hin, wenn einer heult.
  • Wahlkampf in Österreich, irgendwelche Parteien sind rechts, andere sind links. Surprise!
  • Wir können das Gleiche wie die Firmen im Silicon Valley. Und warum machen wir das nicht?

Und so geht es die ganze Zeit weiter. Nichts, was uns wirklich tangiert. Wenn du aber mal rausgehst und mal deine Nachbarn fragst, wie es ihnen wirklich geht, wirst du feststellen, dass es uns allen eigentlich im Durchschnitt fantastisch geht.

Es ist alles wichtig!

Was ich persönlich wichtig an diesen Nachrichten finde, ist die Tatsache, dass es uns ein Gesamtbild vermittelt. Die guten Aspekte vieler Dinge, die da draußen passieren, sollten wir eh kennen, wichtig sind für uns aber die Gegenargumente, warum politische oder technische Systeme so nicht funktionieren, wie wir uns das manchmal wünschen. Deshalb haben Gesetze auch so viele Ausnahmen, weil wir bei 8 Milliarden Menschen auch 8 Milliarden unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Manche spezielle Bedürfnisse sind reine Wohlstandsverwahrlosung und enden in Neid. Manche beginnen sogar schon mit Neid, aber das ist ein anderes Thema.

Was mir persönlich hilft

Alles, was ich an positiven und negativen Dingen verarbeite, füge ich mit in mein Gesamtbild der Welt ein. In diesem Gesamtbild habe ich allerdings einen Fakt drin, der mir immer hilft: Wir sind nichts anderes als wilde Tiere. Jedes Tier, jede Art, jedes Lebewesen hat seine eigene Art, das Leben zu nutzen. Jedes Atom hat 24 Stunden am Tag Zeit, wie wir sie nutzen, ist die eigene persönliche Entscheidung. Ja, auch unser Job ist unsere Entscheidung. Die bestechen uns zwar mit Geld, aber niemand steht hinter dir und peitscht dich, wenn du nicht für deinen Arbeitgeber arbeitest.

Ich mache meinen Job gerne und genieße diese Zeit. Eine Biene macht ihren Job auch sehr gerne, soweit wir wissen. Selbst deine Hauskatze wartet darauf, dass eine Maus zum Jagen vorbeikommt. Das Leben ist so vielfältig, da gehören positive und negative Dinge einfach dazu.

Was ist eigentlich mit neutralen Informationen?

Die neutralen Informationen werden ganz oft vergessen. Der Großteil aller Informationen, die wir den ganzen Tag sehen, ist eher neutraler Natur. Selbst dieser Text ist eigentlich neutral. Was DU als Leser da hineininterpretierst, ist dann positiv oder negativ. Aber du siehst meine Emotionen nicht, hast also im Grundsatz erst mal Unrecht, wenn du mir eine bestimmte Emotion dabei unterstellst.

Wenn du jetzt also neutral an die Nachrichten, die ich oben beschrieben habe, herangehst, wird auf einmal alles viel heller. Nimm die Info mit, verarbeite sie. Wenn sie dich tangiert, speichere sie gut weg. Wenn nicht, erinnere dich nur grob dran und pass dein Bild des großen Ganzen an.

Alles wird am Ende also genau das, was du daraus machen kannst.

Zusammenfassung   (Anklicken zum Anzeigen)

Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.


Kommentare

Holger

Da kann ich nur sagen: Jo!

Denis

This. Journalismus 2025 sieht es irgendwie als verpflichtend an, eine Meldung immer werten zu müssen. Als wäre es wichtig, dass die Empfänger:innen eine emotionale Sichtweise oder ein vorgefertigtes Meinungsbild zu übernehmen hätten.

Sehr nervig.

formata

@Julian. Glaube ich kaum. Es gab immer und jeden Tag irgendwann irgendwo Krieg. Keine Chance.

mthie

@formata @Julian am Ende ist es ja auch völlig egal, ob es mal eine Woche keinen offiziellen Krieg gab. Es gibt immer Konflikte auf diesem Planeten, bei denen Mensch und Tier denken, dass beim Nachbarn das Gras grüner, das Dosenfutter leckerer oder die eigene Religion besser als die der anderen ist, was immer auf die ein oder andere Weise eskaliert.

Tommi

Jo, Du hast absolut recht. Die meisten Nachrichten tangieren mich nicht. Daher überfliege ich die auch meistens nur. Wenig interessiert mich, über manches schmunzel ich nur, die Masse kann aber weg.

Was mich nervt, und das wollte ich mit dem Artikel ausdrücken, ist, dass man diese uninteressanten Dinge dann in nicht kleinen Mengen in den Social Medias wieder serviert bekommt. Oft angereichert mit einer Menge Empörung.

Den Tipp mit der neutralen Herangehensweise finde ich sehr gut.

Kommentare aus dem Fediverse

Julian W.

@mthie Ich hab mal irgendwie irgendwo irgendwann aufgeschnappt dass es ganze vier Tage - nicht ganz sicher, aber auf jeden Fall seeehr wenige - auf der Welt keinen Krieg und/oder Konflikt gab. Das war wohl 1948 oder so. Finde spontan leider keine Quelle. 🫣

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