Das gab es doch schon mal: Europaparlament fordert Interoperabilität von Messengern

Wie Golem so schön schrieb: Europaparlament fordert Interoperabilität von Messengern.

Und jetzt denken sich die Älteren unter euch: „Wadde ma, das Problem kenn ich doch?!“

Ja, natürlich kennt man das Problem schon länger. Ganz früher™, als wir noch ICQ, AIM, MSN, etc. auf dem Computer hatten, haben wir Messenger wie Pidgin oder Trillian verwendet. Die konnten einfach alle Protokolle. Die waren dann alle 3 Jahre mal kurz kaputt, weil irgendein Hersteller mal was geändert hat, aber die Sperre hielt dann für circa 1 Stunde und dann liefen die Dinger wieder.

Später dann kamen ein paar tolle Protokolle, die das Problem lösen sollten. Eines davon war dann XMPP, auch bekannt als Jabber. Das konnte dann dezentral kommunizieren. Es war erweiterbar, auch beim Thema Verschlüsselung. Eigene Server waren möglich, mit Mabber gab es dann sogar schon Mobilclients, als mobiles Internet pro Megabyte noch gefühlte eine Million Euronen kostete. Dieses Protokoll hat dann Google auch benutzt. Für Google Talk. Damals™, als Google noch einen geilen Messenger hatte.

Warum hat Google das getan? Weil sie zu dem Zeitpunkt noch von einem Planeten geträumt haben, in dem alle Messenger übergreifend miteinander kommunizieren können. Und wer hat da mitgemacht? NIEMAND!
Alle Anbieter wollten die Menschen nur in ihrer Datenbank haben. Sie wollten ihre eigene Werbung ausspielen. Sie wollten gar nicht, dass Menschen, die nicht auf der eigenen Plattform ihre Namen, Adressen, Adressbücher, Photos der Genitalien und Schlüppergröße hinterlegt haben, miteinander kommunizieren.

Was war das Resultat für Google: „Hey, wenn ihr nicht mitmacht, dann brauchen wir jetzt auch nicht interoperabel sein. Dann bauen wir halt ein eigenes Protokoll, das genau das macht, was wir so wollen. Knickt euch doch alle! Pff!“

Und jetzt ratet mal, was als Nächstes kommt, wenn die EU eine solche plattformübergreifende Kommunikation beschließen wird?! Das wird lustig!

Möglichkeit 1: die Anbieter werden dazu gezwungen, untereinander ein Protokoll auszuklügeln, was so verkackt wird, dass es, wie im Golem-Artikel beschrieben, auf Status der SMS wird. Photos hin- und herschicken wird wahrscheinlich unmöglich gemacht, sonst wäre man ja auf MMS-Stand. Gruppen werden nicht umgesetzt. Wird dann niemand nutzen und ist quasi eine Totgeburt.

Möglichkeit 2: Die Anwälte der Anbieter werden eine Lücke im Gesetz suchen (ihr wisst, es wird immer irgendwelche Ausnahmen eingebaut), sodass das Gesetz noch vor Inkrafttreten hinfällig ist.

Möglichkeit 3: Es wird alles besser, als wir doofen Schwarzmaler uns das ausdenken und es wird ein neues Protokoll geben für alle, das total awesome wird und wir haben dann Messenger, die komplett interoperabel werden. Wenn ihr jetzt auch vor Lachen am Boden liegt, habt ihr wahrscheinlich Recht.

Möglichkeit 4: Das wird eine Bridge-Hölle des Todes of Doom bei den Anbietern, die so komplett unbenutzbar, anfällig und ständig offline ist, dass kein User freiwillig diesen Dreck anfasst.

Egal was es wird, außer der Möglichkeit 3 - es wird zum Brechen!

Warum ich hier nur von den Messengern spreche? Weil es für soziale Netzwerke einen eigenen Blogbeitrag bräuchte.

Zusammenfassung   (Anklicken zum Anzeigen)

Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.


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