Halb Deutschland arbeitet im Urlaub - selbst Schuld

Mit 58% der arbeitenden deutschen Bevölkerung, malocht über die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland auch während der Sommerferien, sagt die GfK. Viele nehmen das Handy mit um erreichbar zu sein, manche sogar den Laptop, um unterwegs sogar was machen zu können, wenn die Kollegen mal wieder nicht weiterwissen.

Ehrlich gesagt wundert mich das nicht. Wir Deutschen haben es in den letzten Jahrzehnten erfolgreich geschafft, uns als Arbeitnehmer unabdingbar zu machen. Jobsicherung würden es viele betiteln. Wir haben erfolgreich verlernt, dabei zu kommunizieren. Zu kommunizieren, was man gerade tut und wie man es getan hat. Dadurch haben wir in den Büros heute nur noch Spezialisten sitzen. Oft ist sogar die „einfache Sekretärin“ eine Spezialistin, weil niemand ihren Job übernehmen kann, denn nur sie weiß, wie die Firma „wirklich“ läuft.

Durch diese Verspezialisierung der Arbeitnehmerschaft sind wir unabkömmlich, sogar im Urlaub. Ein kleiner Teufelskreis, wenn man bedenkt, dass durch die nicht/kaum vorhandene Entspannung, das Burnout-Syndrom gerne mal rascher kommt, als man es gerne hätte und dadurch der Arbeitnehmer dann für längere Zeit gar nicht mehr arbeiten kann.

Diese Kommunikationsschwäche muss Deutschland loswerden. Abgucken können wir uns dies bei allen Firmen, die im Schichtbetrieb arbeiten. Da muss man notgedrungenerweise der nachfolgenden Schicht kurz und knapp aber trotzdem exakt kommunizieren, was grad wie, wo und warum nicht funktioniert, was es sonst so für Probleme gab und was man schon geschafft hat. Aus meiner Zeit bei der Bahn kenne ich dies noch zu gut. Wenn man dem Ablöser nicht erzählt, dass ein Gleis wegen einer kurzfristigen Arbeit gesperrt ist (mal abgesehen davon, dass es auch schriftlich dokumentiert ist), dann geht es dort um Menschenleben, wenn dieser dann doch einen Zug dort hineinfahren lässt.

In unserer Bürowelt sollten wir uns alle eine Arbeitsweise à la „was passiert, wenn ich heute nach Feierabend vor einen Bus renne?“ angewöhnen. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir morgen alle anfangen sollten, unendlich viel zu reden. Nein lieber sollten wir mehr dokumentieren.

Diese Dokumentations-Nummer ist allerdings etwas schwierig. Was soll man alles dokumentieren? Alles, was morgen und übermorgen auch noch wichtig ist. Hat man einen Kunden schon mal angerufen? Ist wichtig, brauch ich nicht nochmal anrufen. War man in der Mittagspause? Interessiert morgen kein Schwein, außer die Arbeitszeitverwaltung am Ende des Monats.

Am Ende also genau das, womit die Leute einen im Urlaub belästigen. Und es bedeutet nicht, dass man eine Woche vor Urlaubsbeginn erst mit der Dokumentation anfängt. 🙂


Kommentare

Thomas Bohn

Das geht aber nicht, wenn Angestellte immer das Gefühl haben, jemand könnte sie ersetzen und sie sind dann ihren Job los. Ich kenne ein Unternehmen, dort haben alle auf das gesetzt, was du hier beschreibst. Es wird dort „Single sourcing“ genannt.

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