Harte Zeiten für Menschen in der IT werden kommen

05.12.2022 05:47
ca. 3 Minuten Lesezeit

Ihr habt es alle mitbekommen: Twitter hat reichlich Mitarbeiter entlassen, Facebook hat mit 11.000 Entlassungen nachgezogen, Amazon weiß noch nicht, ob sie 10.000 oder bis zu 20.000 Mitarbeiter aus allen Etagen rausschmeißen wollen, HP hat mit 6.000 Mitarbeitern auch nicht gerade wenig Leute vor die Tür gesetzt.

Außerdem wird von vielen Firmen gerade berichtet, dass es interne Rundschreiben gab, dass man sich die Performance der Mitarbeiter ganz genau anschauen wolle. Ihr werdet jetzt bestimmt schon wissen, dass es dabei wahrscheinlich nicht um die Bonuszahlung für Weihnachten geht.

Es sieht alles danach aus, als wären die goldenen Zeiten für Mitarbeiter in der IT so langsam ein wenig vorbei. Wenn ich gerade aus den USA über den großen Teich nach Deutschland schaue, sind die Mitarbeiter noch recht entspannt, schließlich gibt es kaum eine Firma, die keine Stellenausschreibungen für Entwickler, DevOps, Designer etc. auf der Website haben.

Dabei gibt gerade ein grundsätzliches Problem, das Anfang 2023 auch nach Deutschland kommen wird: die Innovationen fehlen. Die Firmen dümpeln seit Jahren auf ihrer einen Idee herum, kommen teilweise nicht zu Potte, benötigen aber jedes Jahr neues Geld, um die entschieden zu vielen Mitarbeiter, die sie eingekauft haben, bezahlen zu können. Dabei ist den meisten Firmen noch nicht bewusst geworden, dass mehr Mitarbeiter nicht bedeuten, dass mehr Arbeit geschafft wird, sondern dass der Overhead nur größer wird.

Nach den Twitter-Kündigungen, bei denen weit über 50% der 7.500 Mitarbeiter nach draußen gesetzt wurden, hätte man ja vermuten können, dass die Plattform quasi instant kaputt ist. Ist sie aber nicht. Das liegt natürlich auch ein großes Stück daran, dass die vorherigen Mitarbeiter gute Arbeit in der automatischen Skalierung und Behebung von Problemen geleistet haben. Mit einem guten Prozentsatz an Vertrauen kann man jetzt sagen: wenn niemand an der Plattform rumfummelt, könnte sie noch mehrere Jahre einfach so weiterlaufen. Das wird Elon Musk aber nicht zulassen.
Trotzdem ist ein Großteil der Mitarbeiter wahrscheinlich obsolet für den einfachen Betrieb der Plattform.

Genauso ist das auch bei anderen Plattformen. Viele Projekte sind lange fertig, aber wir Deutschen starren so lange auf Dinge, dass sich in unserem Kopf schon irgendein Problem zeigen wird und schon wird die Fertigstellung wieder nach hinten verschoben. Firmen, die so arbeiten, werden 2023 ein großes Problem bekommen und es werden viele Mitarbeiter frei.

Meine große Hoffnung darin ist ja, dass sich der Markt der Mitarbeiter mal wieder etwas einpegelt. Es werden Mitarbeiter mit Unsummen an Geld gelockt, die sie gar nicht wert sind. Sie werden viel zu früh mit Senior-Titeln beworfen, obwohl ihnen grundlegende Kenntnisse für ihre Tätigkeiten fehlen. Ihnen wird teilweise das Denken abgenommen, einfach vorgekaute Tickets hingeworfen, die nur noch stumpf abgearbeitet werden müssen.

Davon müssen wir endlich wieder wegkommen. Der Markt benötigt wieder Mitarbeiter, die auch mal selbstständig denken und sich Lösungen überlegen. Der Arbeitsmarkt benötigt wieder Mitarbeiter, die sich mit dem Produkt identifizieren können und wollen. Die sich reinknien. Dabei sprech’ ich nicht mal davon, dass sie sich totarbeiten oder Überstunden machen zu müssen – diese Zeiten haben wir hinter uns gelassen. Aber Nine till Five ist auch keine Lösung.


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