Kostenpflichtige Inhalte im Web

Mal wieder geht ein Raunen durch die deutsche Internetszene: „Es gibt neue Bezahlinhalte im Web“. Gemeint ist u.a. das Angebot des Hamburger Abendblatts, welches nur noch einen kleinen Teil seiner Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen wird. Der Rest muss fleissig bezahlt werden, wie die Papierausgabe auch.

Leider verstehe ich die Aufregung nicht ganz. Ist die Szene noch immer so blind oder blöd zu glauben, dass kostenlose Inhalte wirklich funktionieren? Irgendwie muss der ganze Kram finanziert werden. Natürlich dachten auch Verlage viele Jahre, dass sie die Online-Ausgabe mit ihren Print-Einnahmen stützen könnten. Sie hätten von Anfang ihren Content kostenpflichtig machen sollen, sodass kein falscher Eindruck hätte entstehen können, aber dafür ist es inzwischen leider zu spät.

Derzeit gibt es leider nur zwei Möglichkeiten, Inhalte zu finanzieren: Werbung und Bezahlcontent. Da es inzwischen genügend technische Mittel gibt, Werbung zu filtern, gibt es dafür keine rosige Zukunft. Bezahlte Inhalte widerum funktionieren einfach. Natürlich kann man auch diese weiterverbreiten, indem man die PDF einfach mal rumreicht zwischen den Freunden, aber das war mit einer normalen Zeitung genauso einfach (nur nicht so einfach zu kopieren 😉).

Was die Webnutzer wollen

Kostenlose Inhalte bei höchsten Qualitätsansprüchen.
Problem an der Vorstellung: Qualität gibt es nicht oft, diese will aber gut bezahlt werden. Wer schafft es schon, seine Miete durch viel Lob zu bezahlen? Die Inhalte in den kostenlos verfügbaren Wochenzeitungen lassen meist sehr zu wünschen übrig, wäre aber die Qualität, die einen erwartet.

Was die Verlage wollen

Möglichst viel Geld aus möglichst wenigen Inhalten pressen.
Problem an der Vorstellung: Wer will das nicht. Wenig Arbeit für viel Geld, davon träumt jeder. Die Endkunden wollen aber kein Papier und denken, dass digitale Inhalte kostenlos sind. Sie lassen sich doch einfach kopieren und kosten nichts, weil die Arbeit dahinter nicht mehr sichtbar wird. Ich glaube, dass man diesen steinigen Weg jetzt einfach gehen muss und die Leute werden sich auch daran gewöhnen, dass sie für ihre täglich gelesene Zeitung auch in Zukunft zahlen müssen, egal ob in Papier- oder Digitalform.

Um diesen Schritt so einfach wie möglich zu machen, sollten die Verlage aber nicht zu weit gehen. Die Beträge für einzelne digitale Artikel sind bei einigen Zeitungen viel zu hoch. 10 Cent pro Artikel ist angemessen, aber 1,– € viel zu teuer. Die gesamte Tagesausgabe würde für aber für 1,– € vielleicht deutlich häufiger digital gekauft werden, als es jetzt in Papier- und Digitalform zusammen geschieht. P.S. Und wieder mal ist das einer der Blog-Beiträge, wo die Trolle nur Mist in den Kommentaren schreiben und die wirklich interessanten Leute nur zustimmend nicken, ohne was zu schreiben.

Update 1 vom 15.12.09 15:33:

In den Kommentaren wird immer wieder betont, dass es darum geht, dass immer der selbe Brei verwurstet wird. Dem muss ich natürlich einerseits zustimmen, andererseits muss man dazu sagen, dass es wohl ca. 95% der Bevölkerung gar nicht auffallen wird.

Die Ein-Quellen-Informationspolitik, die der Normalbürger default-mäßig fährt, lässt ihn solche Sachen, die außerhalb seines Scheuklappen-Sichtfelds passieren, völlig vergessen. Wir, die Digital-Natives haben unsere Feedreader, Live-Booksmarks, Twitter, Blogs, Newsseiten usw. die wir täglich in einem Affenzahn abklappern, aufsaugen, filtern, verarbeiten und weiterverbreiten.

Glaubt denn niemand, dass es den (Chef-)Redakteuren in großen Agenturen anders geht? Die sehen eine Meldung mindestens 100 Mal und jedes Mal werden sie dort sitzen und sagen: „Na toll, wir waren zwar schnell, indem wir die dpa-Meldung direkt online gestellt haben. Leider waren alle anderen genauso schnell, weil sie das Selbe taten. Aber wir MÜSSEN schnell sein, weil wir sonst unsere Leser verlieren und die ‘Internet-Community’ sonst wieder rumzetert, dass sie die Meldung vor einer Stunde schon woanders gelesen haben.“

Vielleicht sollten wir uns alle mal überlegen, ob wir nicht alle an der aktuellen Pattsituation eine kleine Mitschuld haben.


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