Es gibt ja immer wieder Stimmen, die der Meinung sind, dass der Autoverkehr komplett von der Straße verschwinden muss. Ich behaupte: Individualverkehr beinhaltet alle Verkehrsmittel, auch Autos. Nur mit grundlegenden Änderungen.
Autos
Fangen wir mal mit dem typischen Auto an.
Heute hat ja jeder Haushalt im Durchschnitt 1,18 Autos (Haushalte: 41,3 Mio., Autos 49,1 Mio.). Ich kenne Haushalte, in denen zwei Personen bei 3 Autos leben, die unnütz viel Parkplatzraum benötigen, obwohl nur noch eine Person in dem Haushalt in der Lage ist, zu fahren.
Dies „Fahrzeug besitzen“ muss erst einmal aufhören. Autos stehen, je nachdem, welche Statistik du befragst, im Durchschnitt zwischen 95% bis 98% der Zeit nutzlos herum. Was für eine Ressourcen- und Platzverschwendung. Hinzu kommt die Geldverschwendung für etwas, das sich quasi kaputt steht.
Neuer Inhaber: der Hersteller
Ich würde mir wünschen, dass die Hersteller umdenken. Die Hersteller sollten zum Dienstleister für autonome Fahrzeuge werden. Diese Fahrzeuge kannst du dir als Nutzer wie ein Uber rufen und es fährt dich an dein Ziel (da kommt gleich noch ein großes ABER!).
Hier könnte man mit verschiedenen Modellen arbeiten. Ich persönlich brauche beispielsweise nur 2–3 mal im Monat überhaupt ein Auto, ein Abo-Modell würde sich nicht lohnen, ein Pay-as-you-go-Modell wäre für mich völlig ausreichend.
Für die Menschen, die viel fahren, könnte man sich natürlich Abo-Modelle überlegen, die die Kilometer-Preise reduzieren.
Wichtig ist: Jeder gefahrene Kilometer muss Geld kosten. Ist ja jetzt auch schon so, realisieren nur die meisten Autofahrer nicht. Hier kann man am Ende sparen, wenn man Fahrgemeinschaften bildet oder die Software eine Möglichkeit anbietet, über kleine Umwege noch jemanden in dieselbe Richtung mitzunehmen.
Die Einschränkung
Jetzt kommt das ABER, das ich eben schon erwähnte. Jede Fahrt hat eine maximale Kilometerzahl. In Großstädten über 500.000 Einwohner findet man meist eine halbwegs gute Infrastruktur mit öffentlichem Nahverkehr. Da würden die Fahrzeuge dann auch nur maximal 4 Kilometer weit fahren. Damit kannst du easy zum Einkaufen oder zum nächsten Straßenbahn-, S- oder U-Bahnhof fahren.
In den umliegenden Gebieten um Großstädte oder Städte zwischen 80.000 bis 500.000 Einwohner gibt es dann Fahrzeuge, die bis zu 7 km weite Strecken am Stück anbieten.
Ortschaften mit weniger Einwohnern bekommen bis zu 20 km angeboten. Im Umkreis gibt es dann auch in ländlichen Gebieten regelmäßigen Nahverkehr. Wenn nicht, wären ja die Straßen leerer und die Möglichkeit für regelmäßige Busse gegeben.
Die Vorteile
Wir hätten endlich die Möglichkeit, voll elektrifizierte Fahrzeuge flächendeckend einzuführen. Die Aufladung findet zu sinnvollen Zeiten statt, also sobald die Leute zur Arbeit gefahren sind oder nachts, wenn sie zu Hause sind und die Energiepreise günstiger sind. Es ist ja nicht so, als könnte man nicht grob vorberechnen, wie viele Ressourcen man braucht.
Die Parkflächen für diese Fahrzeuge kann man easy in Industriegebiete legen und im Zweifel nach oben oder unten (uncool im Flachland zwecks Wasser) bauen. Dadurch kann man die Wege in Wohngebieten deutlich zurück- oder umbauen.
Wohngebiete sind für Menschen da, nicht für Autos.
Was die Wartung der Fahrzeuge angeht, gibt es hier zwei Aspekte:
Die Fahrzeuge sind immer gewartet und können täglich bei Bedarf sinnvoll gereinigt werden. Außerdem können die Fahrzeuge recht schnell ins Recycling überführt werden, weil sie ihre maximale Laufleistung erreicht haben.
Die Nachteile
Die größten Nachteile, die mir spontan einfallen, sind eigentlich nur Rumgeheule.
Zum einen werden wir uns das Gejammer anhören dürfen, dass der deutsche Michel ja unbedingt ein eigenes Auto besitzen will, weil das ja schließlich schon immer so war. Das Argument ist halt äußerst dämlich. Es wird über mein projiziertes Ziel einfach verschiedene Fahrzeuge und -typen geben, die auch Kindersitze oder Transportfläche anbieten.
Zum Anderen müssen sich die Leute umgewöhnen. Ihr wisst ja: Umgewöhnen geht nie. Die Umgewöhnung betrifft das autonome Fahren. Von vielen Menschen höre ich immer, dass sie unbedingt selbst fahren möchten, weil sie sich damit überlegen fühlen. Außerdem kennen wir alle unsere Diesel-Dieter, die dringend Fein- und Großstaub in die Luft pusten wollen.
Einen Punkt, den ich noch sehe: Der Maler und der Elektriker können nicht jeden Tag ihr Auto ausräumen. Dafür hab ich weiter unten noch Stage 2 dieser Idee.
Mit Tempo 30 in die Zeit ohne Ampeln
Innerhalb der Ortschaft benötigen wir in dieser beschriebenen Umgebung keine hohen Geschwindigkeiten mehr. Innerorts 30 km/h, außerorts 80 km/h und nun … was die Autobahnen angeht: eigentlich braucht die niemand mehr.
Bei so geringer Fahrzeugmenge und langsamer Geschwindigkeit kannst du direkt die Ampeln entfernen, große Kreuzungen machst du zu kleinen Kreisverkehren oder baust sie zu kleinen Kreuzungen zurück. Alle anderen Ampeln machst du einfach zu Zebrastreifen, überflüssige Fahrstreifen zu Fuß- und Radwegen. Oder noch besser: Straßenzüge werden zurückgebaut. Urplötzlich haben wir Platz für Wohnraum, woohoo!
Stage 2
Für das oben genannte Handwerker-Problem und diverse andere Dinge könnte man sich noch ein Kabinen-Modell überlegen. Also die Handwerker oder Menschen, die spezielle Wünsche haben, können sich entsprechende Container kaufen oder mieten, in denen beispielsweise ihre täglichen Geräte sind. Für den Transport zum Kunden bucht man sich dann nur noch Fahrgestelle, die unter den Container fahren, ihn aufladen und wie die PKWs auch, ihre Fracht und das Personal zum Ziel bringen. Hier würde ich je nach Bedarf die Kilometerbegrenzung aufweichen.
Das kann man sogar noch weiterspinnen für „Busreisen“ per Bahn. Also einen „Personen-Container“ (irgendwas, wo man sich halt reinsetzen kann), der dann im nächsten großen Bahnhof auf einen Personenzug umgeladen und in der Nähe des Ziels wieder auf ein Fahrgestell gehoben wird. Dieses Konzept hat noch viel Platz für weitere Ideen. Nur nicht für Privatleute, die es nicht wirklich brauchen. Sonst will jeder seinen Container haben und schon steht wieder so viel Zeug am Straßenrand herum und die Wohngebiete sind wieder unnütze Stellflächen.
Lkws
Hier bin ich etwas radikaler, dafür geht die Beschreibung schneller.
Zuerst einmal: Güter gehören auf die Schiene. Nur kannst du eben nicht an jeden Supermarkt einen Gleisanschluss setzen. Wir benötigen also Verteiler-Lkws.
Wir machen es hier ganz einfach:
Jeder Lkw darf im ersten Schritt nur noch maximal 250 km am Tag fahren. Dieser Wert wird dann alle 2 bis 3 Jahre um 50 km reduziert, bis wir auf den Wert von 50 angekommen sind. In der Zeit hat die Industrie Zeit, regional die Bahnhöfe wieder in Betrieb zu nehmen und auszubauen. Die regionalen Bahnhöfe dienen dann wieder zur Verladung auf die Regio-Lkws und umgekehrt, die die Produkte oder Container in ihrer Region verteilen.
Dies verschiebt dann die Fernfahrer-Jobs in die regionale Verladung.
Durch diese Veränderung verschiebt sich die Produktion wieder teilweise mehr in die Regionen, verhindert aber nicht die überregionale Herstellung und Lieferung.
Habt ihr noch weitere Ideen oder Anmerkungen zum Thema? Ich hab euch dafür extra die Kommentare aktiviert.
Hier gibt es noch ein spannendes Video zum Thema, das ich über Mastodon geschickt bekommen habe. Leider wird darin noch angenommen, dass jeder entweder ein Fahrzeug besitzt oder diese unbegrenzt weit fahren dürfen.
Zusammenfassung (Anklicken zum Anzeigen)
Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.
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