Überall nur noch Meta-Diskussionen

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Boah, bin ich es Leid, dass jede Social-Media-Plattform derzeit voll von Posts ist, worin es nur darum geht, über die eigene und die anderen Plattformen zu hetzen.

Twitter

Auf Twitter geht es darum, wie kompliziert das Fediverse (gern auf Mastodon beschränkt) ist und dass es niemals groß werden würde. Außerdem schaut man sich dann mal bei Threads, der neuen Instagram-/Meta-Plattform, um. Aber man hätte am Ende ja dasselbe Problem wie auf Twitter. BlueSky und T2 sind auch irgendwie da, aber unter ferner liefen. Und dann ist da ja noch Elon Musk, den niemand leiden kann. Aber nachdem sich anfangs angeblich nur rechts gewandte Menschen einen blauen Haken erkauft haben, sind es jetzt auch viele Accounts aus allen politischen Spektren, die sich sehr wichtig nehmen.

Fediverse

Im Fediverse feiert man sich den ganzen Tag dafür, dass man ja so unabhängig sei und bei Twitter nur noch Nazis sind. Und Elon – aber der ist ja auch automatisch rechts. Und natürlich sind auch hier die Leute unterwegs, die inzwischen so viel BlueSky-Invites haben, dass sie sie einfach nicht loswerden.

Threads

„Sehet her! Ich habe es geschafft, mir eine APK herunterzuladen und auch zu installieren auf meinem ‘Test-Android-Phone’, weil es auf meinem iPhone eh nicht geht. ABER ICH BIN DA!“

BlueSky

Nutzt wirklich jemand die Invites?

Post

Einst gehyped, ist tot.

Blog lieber ohne ActivityPub-Support

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Vor ein paar Monaten habe ich darüber philosophiert, ob ich hinter diesen Blog einen ActivityPub-fähigen Webserver setze. Auch, nachdem Matthias Pfefferle gestern nach einer Möglichkeit gefragt hatte, ganzen Blogs zu folgen, fiel mir wieder ein, dass ich dazu ja noch was schreiben wollte.

Mein Fazit: Nö!

Ich will kurz erläutern, wieso: ActivityPub passt mal so gar nicht zu Blogging. Zu Microblogging ja, zu Blogging nicht. Während man beispielsweise beim Blogging auch mal im Text ein paar Bilder einstreuen kann, die gerade zum Kontext des Absatzes passen, gibt es beim Microblogging bis heute nur Attachments, also Anhänge medialer Art. Am Ende eines langen Textes weiß der geneigte Leser allerdings schon gar nicht mehr, wozu die Bilder gehören.

Hinzu kommt, dass die meisten Empfänger in den sozialen Medien eine Lese-Oberfläche nutzen, die gar nicht zum Lesen von langen Texten geeignet ist. Serifen-Schriftarten haben z.B. eine klare Daseinsberechtigung, aber weder Twitter, Facebook, noch Mastodon und andere Fediverse-Plattformen bieten an, lange Texte sinnvoll lesbar zu machen. Und die Schriftart änderbar zu machen, ist da kein Workaround. Es geht auch um Laufweite der Schrift, Zeilenabstand, etc. Das alles ist auf Websites machbar, Social Media ist dafür ungeeignet.

Ich denke, Social Media ist weiterhin für sich selbst gesehen super, aber die Protokolle, die Aufmachung und die Inhalte zwischen beiden Welten sind zu unterschiedlich, als dass man sie miteinander direkt verknüpfen kann, von kurzen Benachrichtigungen über neue Posts mal abgesehen.

Twitter: keine API, kein Nutzen

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Gestern morgen war es soweit: Twitter hat mir den API-Zugriff gekillt:

Error 32: Could not authenticate you.

Bisher hab ich den genutzt, um mein Tweets auf meiner Social Page automatisch zu archivieren. Das funktioniert jetzt nicht mehr. Und wenn ein Portal keine einfachste API zum Abruf der eigenen Inhalte mehr bietet, funktioniert die Plattform für mich nicht mehr.

Schade. Dann ist Twitter Blue für mich jetzt auch unnütze. Ihr könnt mir dann jetzt lieber im Fediverse folgen.

Es ist zu einfach geworden

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Ich war jahrelang überzeugt, jeder könne programmieren lernen.
Ich war jahrelang überzeugt, dass es eine gute Entwicklung sei, dass jeder Dinge ins Internet stellen kann.
Ich war jahrelang überzeugt, dass alles viel zu kompliziert sei und wir es den Benutzern vereinfachen müssen, Dinge zu tun.
Was für eine Fehleinschätzung!

Jeder kann programmieren – nicht

Für mich war Programmieren immer einfach und ich dachte, Menschen können logisch denken. Heute weiß ich, dass logisch Denken für den Großteil der Menschen da draußen eine unmögliche Hürde darstellt. Ich sehe eine mir bis dato unbekannte Software und ich kann sie quasi instant bedienen. Ich sehe Menschen, die seit Jahren die gleiche Software falsch bedienen, weil sie keine Ahnung haben, was sich Entwickler bei einigen Funktionen und Workflows gedacht haben.

Oft sehe ich Entwickler, die Informatik studiert oder eine Ausbildung zur Anwendungsentwicklung hinter sich haben und trotzdem nicht verstehen, warum manche Theorie zwar toll, aber alles andere als alltagstauglich ist. Und dann sind da noch die, die sich damals am C64 mal das Programmieren selbst beigebracht haben, seitdem aber komplett verpasst haben, dass sich die Welt um sie herum weitergedreht hat: „Neue Technologien? Alle Schmutz! Ich mach’ das so, wie ich es immer getan habe!“

Jeder kann Dinge im Internet betreiben – Himmel hilf’!

Seitdem Menschen bei Facebook angekommen sind, wissen wir alle, dass es keine gute Idee ist, dass jeder einfach seine Gedanken öffentlich teilt. Das wurde mit Twitter, Instagram und TikTok nicht besser. Eher im Gegenteil. Kinder und sensiblere Menschen neigen seitdem häufiger zu Depressionen, werden durch falsche Vorstellungen vom Leben in den Suizid getrieben.

So ekelhaft es jetzt klingen mag, aber wir Entwickler sollten es wieder schwieriger machen, Dinge ins Internet zu stellen.
Wir müssen aufhören, den Leuten weiszumachen, dass sie auch Server betreiben können, weil unser geschriebener Assistent das Starten und die Administration so schön einfach macht.
Wir müssen aufhören, den Leuten alles für viel zu günstig hinterher zu schmeißen. Einen Server für 4 Euro im Monat betreiben? Viel zu billig!

Und dann sind da nur Hobby-Admins am Werkeln, die uralte Software betreiben, weil irgendwann mal ein Update für Probleme gesorgt hat. Deshalb treten in deren Köpfen jetzt immer Probleme auf, wenn sie ein Update machen. Und gerne wird dann auch Software verwendet, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr weiterentwickelt wurde und schon betreibt man im Jahr 2023 noch Server mit PHP 5 – geht ja nicht anders. Container? Nie gehört und noch nicht 20 Jahre in der Praxis getestet! Hau mir ab mit diesem neumodischen Krempel!

Das klingt jetzt alles danach, als würde ich eine Art „nur die Internet-Elite darf das Internet bestimmen“ etablieren möchte. Mitnichten! Aber die Erfahrung zeigt, dass das Experiment gescheitert ist. Dieser Blogpost wird die Situation auch nicht ändern. Aber wir sollten immer im Hinterkopf behalten, dass nicht jeder in der Lage ist, das Gesamtbild zu sehen, geschweige denn zu analysieren und mitzubedenken. Es nutzen knapp 4,7 Milliarden Menschen im Internet und wir haben 4,7 Milliarden unterschiedliche Horizonte, Meinungen, Wissensstände und vor allem Ambitionen.

Diese Ambitionen sind es am Ende, das Internet jeden Tag ein bisschen unerträglicher machen. Da gibt es Senior-Webentwickler, die noch nie eine Webseite hatten, die den Job nur machen, weil sie damit Geld verdienen. Sich damit beschäftigen? Nee, lieber nicht! Das ist, als hätte ein Auto-Mechaniker-Meister noch nie einen Motor auseinander- und wieder zusammengebaut und dabei mal getestet, was passiert, wenn man einige Komponenten verändert oder weglässt.

Man muss für Erfahrung auch mal auf die Nase fallen, daraus lernen wir Menschen. Aber wir tun alles dafür, dass die Menge an negativen Erfahrungen sich immer weiter verringert und wir dadurch keine konfliktfähigen Menschen mehr bekommen. Technische Assistenten nehmen den Menschen das Denken ab und dann kommt es, wie es mir schon vor 20 Jahren bei einem Anruf eines Benutzers erging: „Mein Computer geht nicht!“ - „Ist der Monitor eingeschaltet?“ - „Ja!“ - „Dann schalten Sie ihn mal aus!“ - „Oh, jetzt geht’s!“

PHP-Entwickler oft nicht Monk genug

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In letzter Zeit fällt mir immer häufiger auf, dass ganz viele Projekte ihre Software auf die neuste PHP-Version anpassen. Die häufigsten Fehler, die dabei behoben werden, sind weggeräumte Methoden, weil das PHP-Team alten Schund loswerden will.

Was mich dabei immer wieder nervt: die Projekte werden oft erst gefixt, wenn die neue PHP-Software ohne diese Methoden erschienen ist und die Nutzer der Software Probleme haben. Warum wird das nicht früher getan? Es gibt schließlich E_DEPRECATED für das error_reporting, sodass man schon bei der Entwicklung frühzeitig sieht, wenn etwas in Zukunft kaputtgehen wird.

Leider sind viele Entwickler oft nicht Monk genug, um solche Warnings einzuschalten, denn schließlich will man sich ja gerade um andere „wichtige“ Dinge kümmern.

Twitter: externe Apps mit Problemen ist eine Chance

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Das Gejammer ist groß: bekannte externe Twitter-Clients haben Probleme. Seit mehr als einem Tag. Darunter sehr viele bekannte iOS-Clients wie Tweetbot und Echofon.

Ich persönlich freue mich sehr darüber. Nicht, weil ich den Usern etwas Schlechtes gönne, sondern weil es dafür sorgen wird, dass der Client-Markt für Twitter mal wieder aufgemischt wird. Gerade die beiden oben genannten Clients waren welche, die sich so langsam weiterentwickelt haben, dass es eigentlich eine Qual war, mit Benutzern dieser Clients über Twitter zu kommunizieren.

In den letzten Monaten seit dem Kauf durch Elon Musk haben sich sehr viele Features und APIs verändert. Für Menschen, die so langsam denken, wie ein Konzern, ist das natürlich eine Katastrophe, aber Elon hat in meinen Augen endlich mal dafür gesorgt, dass Twitter nicht mehr so stagniert, wie es das in den vergangenen 5 Jahren getan hat. Neue Features werden zwar mit Bugs ausgeliefert, auch mal wieder zurückgezogen, weil sie nicht so gut funktionieren, wie erhofft. Aber genau das machte das Internet vor fünf bis zehn Jahren noch aus. Erst mal deployen, schauen, ob es funktioniert, fixen am offenen Herzen.

Dadurch gab es viel Fortschritt. Die Zeit von damals bis heute wurde in meinen Augen zu oft dafür verschwendet, dass irgendwelche Agile-Coaches die Entwickler zutexten, Systeme und Features zu Tode getestet wurden, die am Ende keine Sau benötigte. Das alles nur, weil wir die Produkte so lange angestarrt haben, bis wir noch irgendwas gefunden haben, was wir verbessern können. Alles, um nicht launchen müssen. Jeder Launch ist nämlich aufregend, Dinge anstarren und ausdenken nicht.

Wir können nämlich mit Aufregung nicht mehr umgehen. Alles muss nur noch in der Comfort-Zone stattfinden.

Medium mit eigener Mastodon-Instanz ist Bullshit

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Medium, eines der furchtbarsten Publisher-Netze im Internet, hat jetzt also eine eigene Mastodon-Instanz ins Netz gestellt und ich finde, es ist furchtbar.

Ich bin ein großer Verfechter des Fediverse, die geneigten Leser wissen das. Aber als große Firma, die genügend Entwickler-Ressourcen hat, einfach eine Mastodon-Instanz ins Netz zu stellen, löst kein Problem, sondern schafft nur ein weiteres: Software-Homogenität.

Zum einen ist Mastodon eine wirklich schreckliche Software, die zwei Stunden benötigt, um zu kompilieren, geschrieben in Ruby On Rails, verschwendet Ressourcen wie Blöde. Außerdem lebt das Internet davon, dass unterschiedliche Software miteinander kommunizieren muss. Denn nur, wenn wir unterschiedliche Implementationen haben, können Entwickler schneller feststellen, was irgendwo verkehrt implementiert wurde. Wenn wir alles homogen aufbauen, wird der Angriffsvektor nur umso größer.

Deshalb hätte ich mir, sowenig ich Medium mag, gewünscht, dass sie ihre Blog-Software um Fediverse-Features erweitern, dass Kommentare moderierbar unter dem Artikel erscheinen.

Aber noch eine Mastodon-Instanz ist einfach der verkehrte Weg.

ActivityPub-Entwicklung ist schlimm

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Ich denke, ich muss niemandem mehr erklären, was das Fediverse ist.
Was ich aber schlimm finde: das Chaos im Entwicklungsbereich.

Mein Ziel

Ich möchte dieses Blog und das Hugo dahinter sinnvoll mit dem Fediverse verbinden. Dabei sollen neue Beiträge an die Follower gepusht werden. Antworten könnten (muss ich noch überlegen, ob ich das will) als Kommentare in die Posts einfließen.

Vielleicht, wenn ich noch ganz viel Lust und Laune habe, würde ich mir wünschen, einfach ein kleines Tool zu haben, mit dem ich selbst das Microblogging getrennt, aber doch verbunden mit diesem Blog zu haben.

Warum nicht Mastodon, Pleroma, usw.?

Derzeit habe ich meine eigene Mastodon-Instanz laufen. Die will ich loswerden. Das Hosting ist eine Katastrophe. Klar, ich habe das im Docker-Container laufen, aber wenn ich schon sehe, dass dieser Ruby-On-Rails-Dreck über 2 Stunden benötigt, um das Docker-Image zu erzeugen, könnte ich gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.

Ich bin auf meiner Instanz komplett allein, aber sie verbraucht mehr als 2 GB RAM. Warum?
Das Aufräumen der Bilder-Caches ist unfassbar schlecht umgesetzt, meine vor 3 Tagen neu aufgesetzte Instanz hat jetzt nur für mich allein schon über 2 GB an Cache angesammelt.
Wie soll das erst werden, wenn man 10.000 User auf einer Instanz hat?

Pleroma, in Elixir geschrieben, benötigt zur Erstellung knapp über eine halbe Stunde. Uff, was machen die alle? Mal abgesehen davon sind beide nicht für eine Integration in andere Dinge zu gebrauchen. Die Posts über Feeds, APIs oder manuell in die Software zu bekommen wäre zwar eine Lösung, aber ungeil. Es gibt dank fehlender Spezifikation keine sinnvolle DNS-Discovery – also ein Betrieb unter der Domain mthie.com, aber transparent wird der Service unter einer subdomain.mthie.com betrieben. So etwas ist beim Matrix-Messenger möglich, das Fediverse hat das irgendwie komplett vergessen.

Nimm eine Library!

LOL, welche denn?

Meine bevorzugte Programmiersprache wäre Go. ActivityPub wurde ursprünglich für nicht-typsichere Script-Sprachen gebaut. Das merkt man daran, dass im JSON einfach mal random „irgendwelche“ Typen verwendet werden, die sich zwischendrin verändern: Beispiel 1 vs. Beispiel 2 - VIELLEICHT ist ein String, vielleicht aber auch ein Slice von Strings ODER ein Slice von „irgendwas“.

Natürlich gibt es da draußen bereits Libraries:

Go Fed

Wurde einfach mal als „fertig“ deklariert und wird seit Jahren nicht mehr sinnvoll weiterentwickelt. Die Doku beinhaltet dann direkt mal ein paar Under Constructions, aber wir reden hier von der am häufigsten erwähnten Implementierung für Go. Außerdem ist die Implementierung viel zu komplex und ist eigentlich nur für die Verwendung in deren Webserver-Implementierung geeignet.

ActivityPub

Ich habe so meine Problemchen mit Libraries und Software, die nur von einer einzigen Person betreut wird und wenn ich mir den Source so anschaue, ist dieser unnötig komplex gebaut. Ist KISS in der Entwicklung inzwischen so out?

Die Spezifikation ist ja wirklich nicht so komplex, aber warum wird dann Software gebaut, die die Spezifikation unnötig komplex abbildet? Die Code-Qualität hindert mich an der Nutzung, weil man es nicht sinnvoll debuggen kann.

GotoSocial – Activity

GotoSocial selbst ist ja eine ActivityPub-Server-Lösung in Go und funktioniert schon ziemlich gut. Leider bringt es keine großartige Oberfläche mit, sodass ich es nicht als Mastodon-Alternative betiteln würde. Allerdings haben die Entwickler einen Fork der Go-Fed-Implementierung erstellt, wahrscheinlich aus meinem oben genannten Grund der fehlenden Weiterentwicklung. Hier sind aber die Änderungen zum Original auch nicht so groß, trotz dass sich viele Zeilen Code geändert haben, als dass man dieses Repository jetzt als große Evolution ansehen könnte.


Das ist dann auch schon alles an öffentlich auffindbaren Repositories.

Ist es denn zu viel verlangt, meinen eigenen Webserver und Router verwenden zu wollen? Ich will den Quatsch aus den Requests doch einfach nur in ein Objekt parsen lassen und die Informationen verarbeiten und speichern. Ich werd’s dann also doch wieder selbst machen und in Verbindung mit einer statisch gehosteten Seite verbinden. Dauert dann vielleicht 3 bis 4 Abende, aber dann macht es wenigstens genau das, was ich brauche und ich muss dahinter dann nicht weiter eine sinnlose Datenbank, Indexierungen und Services (was macht Mastodon da?) hosten.

Twitter fällt uns auf die Füße

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Es vergeht kein Tag, an dem es keine (schlechten) Nachrichten über Twitter gibt. Massenentlassungen, schlecht behandelte Mitarbeiter, gesperrte Accounts, Linkverbote.

Jetzt beschweren sich auch noch die Wissenschaftler da draußen, dass sie mit dem Weggang der User unzufrieden sind, weil sie dann Probleme haben, neue Erkenntnisse an eine breite Masse zu kommunizieren. Da pack’ ich mir doch direkt ins Gesicht.

Zuerst einmal ist Twitter ein Microblogging-Dienst und kein Pressemitteilungsverteiler. Wollt ihr eine Veröffentlichung an eine breite Masse haben? Dann strengt euch an und schickt es den richtigen Leuten. Das ist wie mit den faulen Studenten, die über Kettenbriefe versuchen, ihre Online-Umfrage für ihre Masterarbeit an die Bevölkerung zu bringen, statt vernünftige, aber aufwendige Marktforschung zu betreiben.

Außerdem: wieso glauben Menschen denn, dass sie sich auf eine Plattform verlassen sollten? Haben die Leute durch Myspace und Google+ gar nichts gelernt? „Mimimi, meine Inhalte sind dann ja weg, wenn Twitter stirbt!“
Ja, Überraschung! Das ist immer so, wenn du keine Kontrolle über deine Inhalte hast.

In der gesamten Social-Media-Blase ist komplett das Wissen verloren gegangen, dass das Internet dezentral ist. Es wurde ursprünglich mal vom Militär entwickelt, um ausfallsicher zu sein. Was machen die Menschen daraus? Sie versuchen erst gar nicht, es zu verstehen, sondern suchen Möglichkeiten, etwas Zentrales im Dezentralen zu kreieren. Und das, obwohl wir zum Glück nicht nur einen Supermarkt pro Bundesland haben. Und das, obwohl wir zum Glück nicht nur eine Straße von Nord- nach Süddeutschland haben.

Was genau ist so schwer daran, sich wieder eine Website aufzusetzen oder ein Blog? Eine zu hohe Hürde? Nun, wir benötigen vielleicht auch mal wieder ein paar Hürden im Internet. Eine Hürde sorgt gerne mal dafür, dass wir nicht jeden Bullshit ins Internet schreiben. Damit könnten wir die Menge an radikalem Bullshit aus dem Internet loswerden, vor allem diesen ganzen Verschwörungsbullshit.

Die Einfachheit der Distributionskanäle macht es heute viel zu einfach für Leichtgläubige, Informationen im Internet zu finden. Das klingt jetzt wie eine Alte-Männer-Aussage, der das Internet nicht versteht und ohnehin ist das alles kompletter Blödsinn. Aber nur weil man die Klopapier-Rolle andersherum hinhängt, als im ursprünglichen Patent angegeben, wird es nicht automatisch innovativ.

Was würden die Influencer heutzutage wohl machen, wenn Meta einfach Instagram schließt oder wenn die Chinesen TikTok nicht mehr auf dem europäischen Markt anbieten?

Genau deshalb ist das Fediverse exakt das, was die Menschheit gerade braucht. Ein verteiltes Netzwerk verschiedener Dienste mit unterschiedlichen Zielsetzungen, wie Text-Bild-Posts (Mastodon oder Pleroma), Bilder (Pixelfed) oder Videos (PeerTube). Wenn es ein Anbieter verkackt, ist es erst einmal egal, weil nur ein kleiner Teil des Netzwerks wegbricht.
Influencer haben damit endlich die Kontrolle über ihre eigenen Inhalte.

Was ich in den vergangenen Monaten immer wieder als Kontra-Argument lese, ist, dass man ja den Admins der Instanzen nicht vertraue, weil so viele Fediverse-Server ja kein Impressum haben. Ich frage mich immer wieder, warum man sich nicht einfach eine eigene Instanz mietet? Ich bezahle für meine Mastodon-Instanz knapp €5 im Monat. Das ist weniger, als Twitter Blue mit $8 im Monat kostet.

Aber ach, was weiß ich denn schon?

Lufthansa - eine Tortur

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Wow, was für eine Reise! Und dabei wollten wir doch nur nach Hause. Ein „kurzer“ Abriss der Geschehnisse von Mittwoch bis Freitag:

Mittwoch 8:30 – Abreisetag – Mountain View, Kalifornien

Aufstehen! Es wird einer langer Tag. Der Blick aufs Handy offenbart schon nicht so viel Gutes: Der Flug von San Francisco verspätet sich um knapp zwei Stunden. Bei eineinhalb Stunden Umsteigezeit schon die erste doofe Botschaft. Aber schauen wir mal, schließlich gibt es stündliche Flüge von Frankfurt nach Hamburg. Wird schon!

Der Kollege, der uns zum Flughafen fahren soll, hat allerdings noch andere Termine danach und extra weitere zwei Stunden auf dem Flughafen warten? Da nehm’ ich mir dann lieber ein Lyft XL – also ein Auto mit mehr Platz für die Koffer.

Mittwoch 13:00 (statt 11:00) Uhr

Aufbruch. Tschüss Mountain View, danke für die letzten 3 Monate. Ich werde dich ein wenig vermissen. Der Lyft-Fahrer, der schon seit 2 Jahren in der Region wohnt und aus dem Iran kommt, hat es sichtlich schwer mit der englischen Sprache. Aber wir schaffen das schon.

Mittwoch 13:30 Uhr – Flughafen San Francisco (SFO)

Als wir die Koffer abgegeben haben und uns die beiden Koffer, die wir nicht im Tarif inbegriffen hatten, preislich erlassen wurden, hätte uns das schon stutzig machen sollen. Wir haben uns jetzt erst einmal nur gefreut. Man sagte uns auch schon, dass wir den Anschlussflug von Frankfurt nach Hamburg nicht schaffen werden. Mir war das schon klar, aber dass die Mitarbeiterin uns am Lufthansa-Schalter nicht auf einen Nachfolge-Flug buchen konnte, war komisch. Das ginge nicht bei ihr am Terminal. Ihre Ausflüchte, dass ich das auch nicht mit der Lufthansa-App machen könne, waren auch zunächst komisch. Aber wer denkt sich da schon was bei?

Next step: Sicherheitskontrolle. Was für eine geile Scheiße! Die haben dort schon die neuen Scanner, bei denen man nicht mehr seine Technik aus dem Rucksack nehmen muss. The Future Is Now! Dadurch gab es auch einfach so gar keine Schlange mehr bei der Sicherheitsüberprüfung. Demnächst auch an Ihrem Flughafen: keine Notwendigkeit mehr, zwei Stunden vorher am Flughafen zu sein. Nicht mal bei internationalen Flügen. Geilo!

Aber erst einmal etwas zu Essen besorgen, danach mal versuchen, die Lufthansa-Hotline zu erreichen und versuchen, einen Folgeflug zu bekommen. Wie naiv wollen Sie sein? Ich: JA!

Nach einer Stunde und 20 Minuten in der Warteschleife und gerade in dem Moment, als wir in das Flugzeug einsteigen, kommt eine Mail, dass der Anschlussflug annulliert ist. Nun, dann kann ich wohl auflegen.

Zwei Minuten später eine weitere E-Mail, wir wurden umgebucht. Von ursprünglich 12 Uhr mittags von Frankfurt nach Hamburg auf 19:00 Uhr. WTF? So viel Verspätung haben wir jetzt auch wieder nicht!
Egal, dann schreib’ ich mal schnell eine Mail an das Firmen-Reisebüro, vielleicht können die, während ich in der Luft bin, noch etwas regeln.

Donnerstag 11:30 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Ankunft am Flughafen Frankfurt. Ich hatte nur wenige Minuten Schlaf, nichts mit Ruhe. Dafür ein paar Filme geschaut. Der Pilot hat gut auf die Tube gedrückt und aus den 2 Stunden Verspätung wurde knapp über eine Stunde. Wir hätten also, mit ein bisschen Gerenne sogar den Anschlussflug bekommen. Aber der wurde ja annulliert. Was jetzt tun? Das Reisebüro hat während unseres Fluges geschafft, uns auf die Warteliste der Flüge um 17 und 18 Uhr zu setzen. Uff.

Dann erst mal einen Lufthansa-Schalter suchen. Zum Glück gab es in unserem Terminal einen Schalter. Eine Schlange davor. Nichts komplett endloses, machbar. Aber: die Warteschlange ist geschlossen. Kein Zutritt sagt ein Mitarbeiter, der davor steht. Alle ankommenden Reisenden so: „Hä? Was ist kaputt bei dir?“ „Anweisung, wir wollen die Schalter schließen!“
Klar, zur Mittagszeit die Schalter schließen. Da natürlich nicht nur unser Flug ausgefallen ist, sondern noch weitere Flüge, ist die beste Idee, die Lufthansa haben kann, die Schalter zu schließen. Nicht, dass man den Menschen noch helfen könnte.

Der Vorschlag des Mitarbeiters: hinausgehen aus dem Sicherheitsbereich, dort sei ja noch viel mehr Kapazität an den Schaltern. Ob er mich komplett verarschen will? Wir haben uns allerdings geweigert, zu gehen. Also hat er uns und diverse andere Reisende dann doch noch in die Schlange gelassen. Eine Stunde und 15 Minuten nach der Landung haben wir es an einen Schalter geschafft. Die Mitarbeiter können ja am Ende auch nichts dafür, aber die Kommunikation der Lufthansa gegenüber den Reisenden und den eigenen Mitarbeitern ist einfach nur katastrophal.

Wir könnten uns ja Bahntickets nach Hamburg kaufen. Während unserer Wartezeit vor dem Schalter hatte ich dies bereits in Betracht gezogen und festgestellt, dass die Zugverbindungen auch eher so semi-geil sind. Etliche Zugausfälle, zu kurze Züge durch Austausch oder dreimaliges Umsteigen. Mit vier Koffern je 23 kg, zwei Rucksäcken und zwei weiteren Taschen. Kann man machen, wenn man ohnehin keinen Lebenswillen mehr hat! Als alter Eisenbahner weiß ich, dass bei den Minus-Temperaturen und Schneefall am Tag zuvor, eine Bahnfahrt wirklich die schlechteste Idee ist.

Nachdem ich dies dem Lufthansa-Mitarbeiter klargemacht hatte und er diesen Fall auch eingesehen hat, hat er uns erklärt, dass alle Flüge bis 16 Uhr auch annulliert wurden. Es gibt keine Alternative. Die Flüge um 16, 17 und 18 Uhr sind auch alle voll und er kann uns da nicht einbuchen. Auf meinen Einwand, dass wir ja bereits auch eine gewisse Zeit unterwegs seien, kam nur ein Achselzucken.

Man habe uns jetzt jeweils 15 Euro Verzehrgutschein auf unsere Boardingpässe gebucht, die wir auf dem Flughafen benutzen können. Wow!

Donnerstag 13:30 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Endlich einen Happen in die Futterluke schieben. Es gab einen leckeren Burger und vom Kellner die Frage: „War irgendetwas am Essen nicht in Ordnung?“
Ich: „Öööhm doch, war lecker.“
Kellner: „Sie schauen so grimmig.“
Ich: „Ja, wir haben schon fast 11 Stunden Flug ohne Schlaf hinter uns und dürfen jetzt noch bis 19 Uhr hier warten.“
Kellner: „Ja, da würde ich auch so gucken.“
Wenigstens konnten wir hier unseren Verzehrgutschein benutzen. Und es war seit Monaten das günstigste Essen. Man gewöhnt sich wirklich an die horrenden Preise im Silicon Valley.

Donnerstag 15:30 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Wir sitzen am Gate, an dem unser Flug später gehen soll. Hier fliegt auch gleich der 16-Uhr-Flug nach Hamburg ab. Der Schalter wird belagert von Menschen mit der Frage: „Können Sie uns noch mitnehmen, wenn jemand nicht kommen sollte?“ Die Leute sollen sich auf einem Zettel eintragen. Am Ende schafft es genau EINER dieser Personen in den Flieger.
Auf den Displays des Flughafens erscheint die Meldung, dass der 17-Uhr-Flug nach Hamburg auch annulliert ist. Na, das wird lustig.

Im A-Bereich, in dem wir die ganze Zeit sitzen, ist eine unfassbar lange Schlange vor dem Lufthansa-Schalter. Warum noch gleich wollte uns der Typ im Z-Bereich aus dem Sicherheitsbereich schicken, wenn hier auch ein großer Schalter ist?

Donnerstag 18:00 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Yeah, „nur“ noch eine Stunde. Nachdem wir schon ein paar Mal im Sitzen eingenickt sind, ist ein Ende in Sicht. Bisher keine Meldung, dass der Flug gestrichen wird. Die Maschine steht schon am Gate, kam vorher aus Athen. Die vorherigen Passagiere sind raus. „Was soll jetzt noch schiefgehen?“, fragt man sich. Die Leute am Flughafen so: „Halt mein Bier!“

Donnerstag 18:30 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Für jetzt war das Boarding angesetzt. Stand zumindest eben noch auf dem Bildschirm. Wurde jetzt aber um 10 Minuten nach hinten verschoben. Geschenkt!

Donnerstag 19:00 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Na, was schätzt ihr, wo wir sind? Richtig, immer noch in der Schlange vor dem Gate. Alle 10 Minuten verschiebt sich das Boarding um 10 Minuten nach hinten. Sie bekommen den Flieger nicht gereinigt, nicht aufgetankt und schon gar nicht beladen. Es fehlt Personal.
Gleichzeitig hören wir auf der anderen Seite des Gangs, die Meldung des Fluges nach Berlin: „Meine Damen und Herren, dieser Flug fällt leider aus. Die einzige Möglichkeit, die Sie jetzt haben, ist sich auf eigene Verantwortung ein Bahnticket zu buchen und bei uns online einzureichen.“
Uff! Hoffnung? Hab’ ich noch welche? Ich weiß es jetzt nicht mehr. Meine Gedanken sind bereits Brei. Und ihr kennt ja das Problem: „Nach müde kommt doof und müde ist bereits seit 7 Stunden vorbei.“

Wir haben uns inzwischen mit diversen Leuten in der Schlange in ein Gespräch verwickelt. Es hält uns wach.

Donnerstag 20:00 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Wir dürfen einsteigen. Ich glaube, ich freu’ mich ein wenig und denke: „Gleich sind wir zu Hause.“ Wie wenig ich an diesem Tag schon gelernt habe? Offenbar nix!

Donnerstag 21:00 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Wir stehen immer noch am Gate. Wir wollten längst in Hamburg sein. Tja, schade. Der Flieger ist immer noch nicht beladen. Der Flughafen ließ während der Beladung noch einmal das Personal tauschen. Kann man so machen.

Donnerstag 21:30 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Wir rollen. Zum Enteisen des Flugzeugs. Aber wir rollen. Allerdings sollten wir uns beeilen, wenn wir noch rechtzeitig nach Hamburg wollen. Um 23 Uhr schließt der Flughafen seine Bahnen. Nachtflugverbot. Ansonsten schaffen wir es nur bis Hannover. Wer will schon in Hannover stranden?

Donnerstag 22:00 Uhr – Frankfurt/Main (FRA)

Wir heben ab. Wir schaffen es wahrscheinlich gerade so.

Donnerstag 22:47 Uhr – Hamburg (HAM)

Wir sind in Hamburg gelandet. Geilomat!
Jetzt nur noch „schnell“ die Koffer holen. Auf dem Weg zum Kofferband fällt mir auf, dass der Flieger, der 90 Minuten nach unserem Flieger in FRA losfliegt, bereits eingetroffen ist und die Menschen schon am Kofferband warten. Pfff, blöde Angeber!

Unser Kofferband läuft, ein paar kleine Koffer kommen raus. Dann kommt ein Mitarbeiter und versucht zu erklären. Offenbar ist hinter den Kulissen etwas ausgefallen. Sie bekommen die Koffer nicht mehr aufs Band raus. Das Band stoppt. Ob die mich heute noch komplett verarschen wollen?

Das Problem: das Personal darf den Sicherheitsbereich nicht verlassen, hinter dem Absperrband ist Sicherheitsbereich, direkter Kontakt zu den Reisenden außerhalb des Bereichs ist natürlich nicht gestattet. Spannend.

Das Personal überlegt, ob sie den Rollwagen einfach zu den Reisenden rausschiebt. Der Wagen wiegt wohl zwei Tonnen. Mein Einwand, dass die Fliesen sich über dieses Gewicht bestimmt freuen werden, wurde zur Kenntnis genommen und die Idee verworfen.

Man bringt die Koffer jetzt mit den Kollegen zusammen aus dem Lager. Aus der Ferne versuchen die Reisenden, ihre Koffer zu erkennen. Die Koffer werden einem unter dem Sperrband und mit 2 Metern Abstand zum Personal zugerollt, wenn man sein Gepäck erkannt hat. Spannend, aber unsere Koffer sind wieder in unserer Hand.

Jetzt schnell raus zu den Taxis. Wir haben es kurz vor Mitternacht.

Freitag 00:15 Uhr

WIR. SIND. ZU. HAUSE.

Eine halbe Stunde später und damit nach 40 Stunden und 15 Minuten auf den Beinen, liegen wir endlich im Bett. Die Tortur hat ein Ende. Vorerst. Denn jetzt wird ein Anwalt klären, ob wir Anspruch auf eine Entschädigung haben.

Ich bin nur froh, dass wir es geschafft haben.