Reaction-Streams müssen technisch anders werden

25.07.2022 09:47
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Derzeit schaue ich mehr Streams auf Twitch, als ich noch ansatzweise fernsehe. Was aber in den letzten Jahren immer häufiger geworden ist, sind sogenannte „Reaction-Streams“, in denen betreutes Video-Gucken passiert.   Ein Streamer sucht sich YouTube- oder Mediatheken-Videos aus oder bekommt sie von der Community vorgeschlagen und man schaut diese dann gemeinsam – also ein Screen-Capture des Videos wird gewissermaßen neu verarbeitet und gestreamt. Meist mit dem eigenen Konterfei des Streamers auf dem Video.   Während dieses betreuten Fernsehens wird das Video zwischendrin pausiert und darüber diskutiert.

Was mich daran so stört? Eigentlich sind es diverse Dinge.

Zum einen wird den echten Content-Produzenten die Lebensgrundlage genommen. Ein Streamer mit 10.000 Zuschauern nimmt dem YouTube-Video theoretisch 10.000 Views und damit genauso viele Werbe-Ausspielungen respektive Einnahmemöglichkeiten. Sponsoren zahlen ja am Ende aufgrund der Views der Videos. Nur ein minimaler Teil der Zuschauer wird dieses Video erneut komplett schauen.

Hinzu kommt, dass die Streamer entsprechend die Nutzungsrechte-Kette umgehen. Ein Streamer, der auf Deutsch streamt und in Deutschland sitzt, erreicht aber auch deutschsprachige Zuschauer in anderen Ländern. Manche Mediatheken haben aber aufgrund der fehlenden Rechte eine Blockade für Zuschauer außerhalb Deutschlands in ihre Plattformen integriert. Über den Sinn und Zweck dieser Rechte müssen wir hier nicht diskutieren – die empfinde ich selbst auch als „speziell“, aber wir haben sie leider überall.

Weitergehend könnten wir jetzt auch über den Mehrwert streiten, den ein Reaction-Streamer zum aktuellen Video hinzufügt; genauso wie die Nachverarbeitung dieses Videos und der gekürzte Re-Upload auf YouTube. Das wäre aber nur ein subjektiver Eindruck, der kaum Fakten beinhalten könnte.

Auf Twitch, als größter Livestreaming-Plattform, gäbe es bereits einen Ansatz, da sie ja seit einiger Zeit ein besonderes Feature zum gemeinsamen Schauen von Amazon-Prime-Filmen und -Serien verbaut hat. Mit diesem Feature wird bei allen teilnehmenden Playern auch das Video gestoppt, wenn der Streamer dieses anhält. Auch die Synchronisation für gemeinsame Lacher wird darüber gesteuert.   Über diese Integration wird automatisch das Rechte-Management und die Menge der Views geregelt.

Jetzt könnte man darüber streiten, wie komplex das alles werden würde, weil Twitch jede Mediathek jedes TV-Senders weltweit integrieren müsste, aber ich glaube, dass die Mediatheken-Betreiber entsprechend freiwillig mitarbeiten würden.   Ein Umdenken würde auf der Plattform am Ende ohnehin nur stattfinden, wenn die DMCA bedingten Sperrungen durch Video-Rechte-Inhaber zunehmen würden. Das sollte meines Erachtens auch nicht nur in VODs der Fall sein, sondern auch während eines laufenden Streams.


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