Mal wieder jammern alle. Der Grund diesmal: Skype ist down.
Und wieder einmal zeigt sich, warum Tools, dessen Schnittstelle von EINER Firma betrieben werden, keine gute Idee sind. Skype wird ja sonst immer als Peer2Peer angepriesen, was ja auch grob stimmt, wäre da nicht der initiale Aufbau einer Verbindung. Denn die Kommunikation wird durch zentrale Server vermittelt. Bei einem Tool wie Skype sind also mehrere Millionen User von ihrer eigenen Welt abgeschnitten.
Wenn wir jetzt (mal wieder) Jabber als Gegenbeispiel benutzen: Da kann jeder einen Server betreiben. Natürlich kommt das für Otto-Normal-Verbraucher nicht in Frage, aber durch die dezentrale Struktur betrifft ein Ausfall nur einen kleinen Teil der User. Es gibt bei vielen Providern inzwischen freie Jabber-Server, wie z.B. bei Google, GMX, web.de, CCC, usw.. Fällt also ein Provider wie Google aus, können sich immer noch die User von GMX, web.de, CCC usw. untereinander unterhalten. Also kein Grund zur Panik für die Kunden.
Nur warum nutzt keiner diese tollen Sachen?
Es gibt kein „Install and Go“ für Jabber. Google Talk als Client ist da ein guter Anfang, aber manch einer vertraut Google nicht und weiß auch gar nicht, dass es das gibt. Die Browser-Variante ist noch besser, da man gar keine Installation braucht und man es auf jedem halbwegs aktuellen Browser der Welt benutzen kann. Sogar mit Video-Telefonie. Aber auch hier: Es kennt kaum jemand. Außerdem ist Google mit diesen Features nahezu alleine und es ist wieder ein Single Point of Failure.
Der User kommt damit nicht klar. Bei Skype sind die Usernamen eindeutig. Hat man also „MeinTollerName“ bei Skype, sähe es bei Jabber ungefähr so aus: „MeinTollerName@MeinEdlerProvider.com“. Damit kommen schon bei E-Mail die User nur schwer klar. Wenn man ihnen also verkaufen will, dass das keine E-Mail-Adresse ist, muss man ihnen erstmal das Internet erklären. Hat schon bei Google Wave nicht funktioniert. Blöde Sache das.
„Meine Freunde sind nicht da“. Durch die in Punkt 2 angesprochenen Punkte haben die Server kaum User und dadurch fehlt die Mundpropaganda. Schade, dass die Leute nicht wissen, dass Jabber der weltweit größte Messenger ist. Alleine schon dank Google Talk und Facebook Chat (ja auch der basiert auf Jabber/XMPP, Facebook lässt aber leider keine Verbindungen zu anderen Server zu). Aber hier weiß wieder niemand davon. Echt schade.
Es gibt also keinen Grund, Jabber nicht zu nutzen, mal abgesehen von der Verschlüsselung der Daten, die man bei Jabber selbst bestimmen kann und was bei Skype so nicht geht.
Aber wie immer behaupten am Ende alle, man hätte ja nichts gesagt. Mir egal. Skype kann mich ja eh schon lange mal kreuzweise.
Zusammenfassung (Anklicken zum Anzeigen)
Bitte hör auf, deine Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen, indem du ständig Kurzvideos schaust. Lies einfach den Text und lern wieder, zu verstehen. Nimm dir Zeit! Sonst bist du so dumm, wie die Menschen, die ich hier anspreche.
Kommentare
Fastsearch
Vielleicht wollen die Leute deshalb kein Jabber?
Das Sofortnachrichtenprogramm Jabber Instant Messenger basiert auf dem Übertragungsprotokoll XMPP. Die Software ist mittlerweile eingestellt. Der Entwickler empfiehlt Alternativen wie Pidgin, Gajim oder Pandion.
Mal darüber Gedanken gemacht?
mthie
Genau das meinte ich damit, als ich schrieb: “Die Leute verstehen es nicht”.
Nur weil ein Entwickler eine Software namens “Jabber Instant Messenger” eingestellt hat, heisst das nicht, dass das offene Protokoll nicht mehr existiert. Das ist das grosse Missverstaendnis in dieser Welt:
Software ist nicht Protokoll.
Stell dir nur vor, dass wir fuer HTTP als Protokoll nur eine Software namens HTTP verwenden koennten und die Firma wuerde auf einmal Gebuehren verlangen oder ausfallen, dann gaebe es kein Internet, wie wir es heute kennen. So ist das auch mit Jabber. Nur weil eine Software, die so hiess nicht mehr existiert, heisst es nicht, dass XMPP (das Protokoll wurde nur spaeter so genannt, weil Jabber kein guter Marketing-Name ist) nicht benutzt werden kann, geschweige genutzt wird.
Marmel
Johannes Held
Facebook mag zwar keine anderen “Server” ansprechen lassen, aber den Facebook-Chat kann man sich ganz einfach in seinem Jabber-Client einbinden:
nutzername@chat.facebook.com
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