Die Autobahn GmbH bekommt eine App

10.07.2021 22:36
ca. eine Minute Lesezeit

Ihr habt es bestimmt gehört: die Autobahn GmbH bringt in nicht mal 2 Wochen eine eigene App an den Start.

In jener App sollen dann Infos angezeigt werden, wo Staus sind, wieviele LKW-Parkplätze auf den Raststätten noch frei sind, wo noch E-Fahrzeug-Ladestationen sind, etc. Grundsätzlich nicht schlecht, aber die Idee ist kompletter Müll und wieder mal typisch deutsch.

Warum hat man nicht einfach die vorhandenen Apps wie Google Maps, Apple Maps, Waze, etc. genommen, sich mit deren Teams zusammengesetzt und deren APIs befüttert? Die Aussage der Pressemitteilung, dass man die App ja schließlich nur bedienen dürfe, wenn man steht, also bei einer Pause oder vor Fahrtbeginn, ist halt komplett realitätsfern. Wenn ich nämlich von Hamburg nach München fahre und in Hannover ist in 10 Minuten ein Unfall, hab ich keine Möglichkeit mehr, darauf zu reagieren, weil ich auf dem kurzen Weg nicht 17 Pausen einlege.

Mit einer Einspeisung der Daten in bestehende Infrastruktur der großen Navi-Systeme wäre allen geholfen, aber dann müsste man halt davon abrücken, dass die Daten “nur uns gehören” (so der Gedanke der Autobahn GmbH).

Kurz: Yet another beschissene Idee einer “Behörde”.


Mobile Stores - so ein Gehühner!

23.06.2021 16:32
ca. eine Minute Lesezeit

Apple gibt Bescheid, dass sie ja nur dafür sorgen, dass die Privatsphäre und Sicherheit der User ihre größte Sorge ist. Brüller!

Es wäre alles überhaupt kein Thema, wenn Apple anders an die Sache rangeht (Google könnte in meinen Augen das Selbe tun): Der Entwickler (egal ob Einzelperson oder Firma) muss den kompletten Source-Code hochladen, es wird nach Malware, Privatsphärenproblemen (kann man ganz okay automatisieren mit kurzer manueller Überprüfung) und den üblichen Sicherheitsproblemen gescannt, serverseitig und nachvollziehbar/reproduzierbar kompiliert und die Entwickler bezahlen dafür, dass sie Dinge im Store haben dürfen.

Keine Abweisung der Apps, weil sie euch nicht in den Kram passen, z.B. weil eine SMS-App schon vorinstalliert ist und Apple die Kontrolle verlieren könnte und schon kräht kein Hahn mehr nach der aktuellen Regelung.

Aber das will Apple eben gar nicht. Sie wollen an der Hardware, am Betriebssystem und am Umsatz der Apps verdienen. Um mehr ging es nie. Wie, das wusstet ihr schon und die EU auch? Warum lässt sich dann jeder von diesen sinnlosen Apple-Argumenten gegen die Öffnung für andere Stores blenden?


AngelCamp 2020, ein paar Zahlen

20.07.2020 13:48
ca. 2 Minuten Lesezeit

Es wird ja viel gemunkelt, was für ein riesiger Erfolg das Angelcamp von Knossi und Sido war. Aber nur ein “Rekord” von über 300.000 gleichzeitigen Viewern sagt mal gar nicht sooooo viel darüber aus, wie erfolgreich das wirklich war.

Zuerst mal zu den Zuschauern:
Es existieren Screenshots von 312.262 Zuschauern, die Twitch-API lieferte allerdings bei vielen Leuten nur 310.545 als Maximalwert der Viewer am Samstag Abend gegen 22:54 Uhr zurück. Irgendwo da in der Region wird sich wohl die Wahrheit befinden.
Zusätzlich ist während des Streams die Anzahl der Follower von 983.996 auf 1.190.356, also um 206.360 Accounts gestiegen. Für 3 Tage eine beachtliche Zahl.

Eines der beeindruckendsten Elemente des Streams war der Chat, der im Gegensatz zum Dschungelcamp den “Bewohnern” und Gästen angezeigt wurde, um grundsätzlich ein Bild zu bekommen, was da draußen abgeht und was den Zuschauern ge- und missfällt. Es gab 2.479.165 Chatzeilen von 292.085 verschiedenen Twitch-Usern. Der Top-Chatter dabei war Knossis Moderator kritische_masse mit 4008 Chatzeilen.

Ob es sich finanziell gelohnt hat, dieses Camp zu veranstalten, zeigt vielleicht ein Blick auf die abgeschlossenen Subs: es wurden 6616 neue Twitch-Prime Subscriptions abgeschlossen und 4615 Prime-Subs während des Streams verlängert. Hinzu kamen 2934 Tier 1 Subs, die verschenkt wurden, weitere 1712 Tier 1 Subs wurden verlängert und 1221 neue abgeschlossen. Anonym verschenkt wurden 412 Tier 1 Subs und 74 vorher verschenkte verlängert. Im kleineren Bereich lagen dann noch jeweils <= 20 die Tier 2 und 3 Subs mit Verlängerungen und Neuabschlüssen.
Hier muss man beachten, dass selbst abgeschlossene Subscriptions in den ersten Minuten zurückgenommen werden können. Bei verschenkten Subs geht dies nicht. Diese Zahlen sind also mit Vorsicht zu genießen. Bleiben aber bei einer Rücknahmequote von durchschnittlich 30% immer noch beeindruckend.

Gehen wir mal davon aus, dass die Quote stimmt, kann man von über 40.000 € ausgehen, die nur während dieses Event an Subscriptions generiert wurden. Wenn man Sidos Aussage berücksichtigt, dass man einen 6-stelligen Betrag ausgegeben habe, müssen die Sponsoren-Gelder schon groß gewesen sein, um das nur darüber auszugleichen.
Allerdings darf man hier nicht die Langzeitfolgen außer Acht lassen und die Werbung, die für alle Beteiligten gemacht wurde. Zeitweise waren 67% aller Twitch-Zuschauer auf deutschen Kanälen in diesem einen Stream. Er war übrigens nicht der größte Stream auf Twitch, denn Gamer wie Ninja hatten da schon im März 2018 Streams mit über 600.000 Zuschauern gleichzeitig. Es ist trotzdem eine Meisterleistung gewesen, was da produziert wurde.


Wie Vodafone meinen Job gefährdet

15.01.2020 17:36
ca. 17 Minuten Lesezeit

Puh, das wird wieder einer dieser Blogbeiträge, die ich mir gerne gespart hätte.
Wie einige von euch wissen, bin ich Programmierer. Ich baue Software für Video-Livestreaming. Dies mache ich vom Homeoffice aus und ein Büro steht hier jetzt nicht zur Debatte. Wie sich einige von euch vorstellen können, muss ich für Livestreaming doch mal ein paar Daten übertragen. Es ist nicht viel auf einmal, aber mittelmäßig viel und das dann konstant. Deshalb habe ich einen Vertrag, der mir bei Vodafone über das Kabelnetz circa 1 Gbit/s im Download und 50 Mbit/s im Upload verspricht. Diese Werte hat der Anbieter bisher immer gut eingehalten.

Aber fangen wir mal mit dem zeitlichen Ablauf an:

Sonntag, 22. Dezember 2019:

Ich beende nach genau 24 Stunden und 2 Minuten einen laufenden Stream so gegen 18 Uhr. Dieser Stream lief gut durch, ein kurzer Verbindungsabriss zwischendrin macht mir keine großen Sorgen. Danach ging es ab zur Familie. Irgendwas mit Weihnachten.

In den darauf folgenden Tagen haben mir meine Tools, die ich hier zu Hause laufen habe, immer mal wieder gesagt, dass sie irgendwie Verbindungsabbrüche haben. Ich machte mir allerdings keine großen Sorgen, obwohl es ungewohnt oft war.

Mittwoch, 25. Dezember 2019:

Rückkehr aus dem Weihnachtsurlaub. Ich stelle irgendwie fest, dass alles unfassbar langsam funktioniert. Vor allem im Upload gibt es keinen Durchsatz, der Download ist ganz okay. Ich versuche einen Stream zu starten und alle Endpunkte sagen mir, dass da eindeutig zu wenig Daten (400 Mbit/s Download, 3 Mbit/s Upload) durch die Leitung kommen. Verwunderung.

Donnerstag, 26. Dezember 2019:

Ich rufe in der gleichen Nacht, circa 0:15 Uhr (also kurz nach der Feststellung) die Störungsstelle an und berichte von meiner bisherigen, sehr einfach gehaltenen Beobachtung.

Freitag, 27. Dezember 2019:

Genau 24 Stunden nach meiner Meldung (um 0:15 Uhr) wird mein Ticket geschlossen. Verwunderung.

Wenige Stunden später bekomme eine Mail von DHL, dass mir Vodafone IRGENDWAS zuschickt und das EIN bis ZWEI Werktage dauern soll. Also entweder Samstag oder Montag, dem 30. Dezember ankommen soll.

Nachfrage bei Vodafones Twitter-Account, was da passiert ist, bekomme ich als Antwort, dass man an meiner Leitung Schwankungen im Upload festgestellt hat und man mir ein neues Coaxial-Kabel zuschickt. Verwunderung ob dieser Sinnlosigkeit.

Samstag, 28. Dezember 2019:

Gegen Mittag kommt das Kabel widererwartend schnell an. Ich schließe das Kabel an und siehe da: KEINERLEI ÄNDERUNG. Welch Überraschung.

Erneute Meldung an den Vodafone-Support. Dieser eröffnet ein neues Ticket und das Wochenende trifft ein. Also kein Fortschritt und die Technik hat jedes Mal 2 Werktage Zeit für eine Antwort.

Montag, 30. Dezember 2019:

2 Anrufe auf dem Telefon nach dem Aufwachen. Rückruf ergab nur Bandansage, dass man wahrscheinlich einen Techniker-Termin ausmachen wollte und sich die Firma nochmals bei mir meldet. Moah!

Dienstag, 31. Dezember 2019 - SILVESTER:

7:00 Uhr morgens: Anruf der Firma für Technikertermin und ob man gegen 10 Uhr vorbei kommen könne. Verwunderung. 10:00 Uhr: Techniker steht vor der Tür. Ich völlig knülle, Techniker komplett genervt. Er stellt fest, dass mein Upload wirklich scheiße ist, dreht nochmal an ein paar Reglern, muss mir aber die ernüchternde Mitteilung machen, dass bei Vodafone in der Technik grad niemand arbeite und ich frühestens am 2. Januar sinnvolle Hilfe bekäme. Ernüchterung. Ich verstehe allerdings den Umstand und war schon froh, dass jemand am Silvester-Morgen kommt.

Erste Erkenntnisse

In der Zwischenzeit habe ich allerdings mit viel Hilfe von Knut herausgefunden, dass der Upload krass spinnt, wenn es sich um eine einzelne TCP-Verbindung handelt. Bei multiplen Verbindungen gehen genügend Daten durch, die sogar knapp die 50 Mbit/s erreichen. Irgendwie scheint es also nicht an der Leitung zwischen mir und dem Ausgangsknotenpunkt zu liegen.
Dadurch dass allerdings die Geschwindigkeit am Anfang eines Speedtests immer erstmal hochgeht und dann rapide wieder abfällt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Traffic Shaping handelt. Außerdem gibt es bei Knut, der nicht wirklich weit entfernt wohnt und den gleich Tarif hat, alles reibungslos. Ob wir über den gleichen Knoten rausgehen, wissen wir zu dem Zeitpunkt nicht.

Allerdings gibt es 2 gravierende Unterschiede zwischen seinem und meinem Anschluss: Er benutzt den Bridge-Mode (sein Router ist also nur noch ein dummes Modem) und hat nur eine IPv4, bei mir ist es ein reiner IPv6-Anschluss - irgendwo wird also was getunnelt für IPv4.

Donnerstag, 2. Januar 2020:

Gegen kurz nach 7:00 Uhr kam ein Anruf, ob man gegen Mittag einen Techniker vorbei schicken könne. Verwunderung, wie schnell Vodafone und die Dienstleister arbeiten. Gegen Mittag kam auch ein Techniker. Dieser hatte deutlich mehr Ahnung, als der erste und extrem viel mehr Elan.

Die Schwankungen im Download-Signal konnte er ausfindig machen. Ein zu starkes Signal. Dämpfer rein. Vorsorglich nochmal den Router ausgetauscht. Alles paletti. Upload aber immer noch kaputt. Techniker bestätigt das Problem und schreibt es ins Ticket, welches automatisch geschlossen wird (meh!), bittet mich aber, nochmal den Support anzurufen, dass sie mir eine IPv4 zuweisen sollen, um den grob gleichen Zustand wie bei Knut herzustellen. Der Support-Mitarbeiter am Telefon ist komplett unkooperativ und will mir erzählen, dass es ja gar nicht am DSlite liegen könne. Auf meinen Hinweis, dass es kein Dual-Stack-Anschluss und damit kein DSlite sei, ging er gar nicht erst ein.

Dienstag, 7. Januar 2020:

Mich ruft ein Mitarbeiter der Vodafone-Technik an, dass er mir eine IPv4 zuweisen solle, weil das der Techniker ins Ticket schrieb. Endlich habe ich jemanden aus dem 2nd-Level-Support dran. War gar nicht so einfach. Ich ihm also alle bisherigen Kenntnisse mitgeteilt und er zeigte großes Interesse an diesem Fall. Ich fühle mich verstanden.

Also haben wir diverse Dinge durchgetestet. Auch IPv4. Keinerlei Änderung feststellbar. Ich teil ihm noch mit, dass Knut ja den Bridge-Mode verwendet. Er stimmt zu, dass auch dies eine Lösung sein könne. Ich muss dieses mal passen, da ich keine passende Hardware da habe, um für einen Bridge-Mode ein Gerät einfach so ins Internet zu stellen und bitte ihn, mich am nächsten Tag nochmal anzurufen. Wir machen eine Uhrzeit aus. Große Hoffnung keimt auf.

Mittwoch, 8. Januar 2020:

Knut kommt zur Hilfe, bringt noch Hardware mit, um im Zweifel das Netzwerk sinnvoll mit Internet zu versorgen, da ich keine Hardware mit 2 LAN-Anschlüssen habe, die sonst sinnvoll routen könnte. Techniker ruft an, wir schalten den Bridge-Mode ein. Und ÜBERRASCHUNG - keinerlei Änderung. Wir prüfen mit dem Techniker, ob Knut und ich über den selben Ausgangsknoten ins Internet gehen. Tun wir. Will heißen: Fehlerquelle Leitung bis Ausgangsknoten geprüft und ohne Fehler. Ausgangsknotenpunkt ohne Fehler, da Knut keine Probleme hat.

Auch unsere Vermutung mit Traffic-Shaping wird verneint, weil Vodafone so eine Infrastruktur scheinbar nicht mehr besitzt.

Intermezzo mit dem WLAN des Routers
Eine weitere Vermutung war, dass vielleicht der Router eine Art von QoS (Quality of Service) macht, um User vielleicht etwas zu drosseln und dieses QoS unbemerkterweise auch die LAN-Connections drosselt. Da der Techniker dies allerdings von seiner Seite aus nicht in der Box deaktivieren kann (WLAN selbst war sowieso aus, aber die Tarif-Option noch drin) sollte ich in der Vertragsabteilung anrufen, damit die das kurzerhand rausnehmen.

Gesagt getan und dort angerufen, erzählt mir der Mitarbeiter doch wirklich, dass er das erst irgendwann im Februar deaktivieren könne. WAT? Ich habe ihm dann nochmal klar gemacht, dass ich nicht aus Spaß anrufe, sondern sein Tech-Kollege mich drum bat und wir die Abschaltung JETZT bräuchten, egal was es koste (ich war auch bereit, die Option weiterhin zu bezahlen). Er bot mir nach Nachfrage bei seinem Chef dann frecherweise 10 Euro an. Mein Puls war kurz davor, einen Zweitjob als Hardstyle-Metronom anzunehmen, als ich ihm erklärte, dass das keine Option sei, er mir aber versicherte, dass er nix machen könne. Wir legten auf. Die übliche Umfrage am Ende des Telefonats bzgl. der Service-Qualität hab ich mir und ihm erspart.

Zurück zum Debugging
Der Techniker rief kurze Zeit später zurück und musste mir erstaunen feststellen, dass wir immer noch die WLAN-Option haben (hier genervten Blick einfügen). Kurze Erklärung meinerseits. Er veranlasst eine Abschickung eines weiteren Routers, da die oft dann solche Optionsänderungen mit dem Anschließen triggern. Wir verabschieden uns ohne Lösung, er verspricht mir aber, dass er immer mal wieder auf meinem Account reinguckt, ob ich eine neue Box dran habe.

Donnerstag, 9. Januar 2020:

Ich bekomme die Meldung, dass mein Ticket geschlossen wurde. Wait, what? Das wird scheinbar bei Versand eines Routers automatisch gemacht. Ob ich innerlich durchgedreht bin? Vielleicht.
Die neue Box trifft ein. Angeschlossen. ÜBERRASCHUNG! Es gibt keine Änderung.
Nachfrage beim Twitter-Support, ob man das Ticket wieder öffnen könne, da es schließlich keineswegs erledigt sei, wird verneint. Ich raste innerlich aus, habe allerdings noch die leise Hoffnung, dass der Mitarbeiter sein Versprechen hält, sich meinen Anschluss regelmäßig anzugucken.

Samstag, 11. Januar 2020:

Die Box startet jetzt in fast regelmäßigen Abständen neu, Leitungsqualität wird schlechter. Upload liegt jetzt nicht mehr bei 3 Mbit/s, sondern nur noch 2 Mbit/s.

Sonntag, 12. Januar 2020:

Upload liegt jetzt nur noch bei 1 Mbit/s, Download bei ca. 30 Mbit/s. Arbeiten ist damit jetzt noch unmöglicher, als die anderen Tage. Man kann ja vielleicht ein paar Tage mit anderen Tätigkeiten überbrücken, aber das geht eben nicht unendlich lang. Also erneuter Anruf, um eine Störung zu melden. Mitarbeiterin des Supports arbeitet scheinbar auch von zu Hause (ich glaube nicht, dass kleine Kinder im Callcenter sind, die sonst nach Mama rufen ;)), die hat’s gut. Alles aufgenommen. Jetzt warten.

Mittwoch, 15. Januar 2020:

Bisher kein Anruf von irgendwem, die 2 Werktage sind auch irgendwie rum. Ich bekomme eine SMS, dass ich von einer großflächigen Netzstörung betroffen sei und ich warten solle, bis die Techniker dies Problem lösen.

OB DIE MICH VERARSCHEN WOLLEN, HAB ICH GEFRAGT!

<ragemode>Ja klar, ich bin Teil einer Netzstörung, die gestern in Deutschland aufgetaucht ist. Diese Idioten haben einfach alle Störungstickets ausgewählt und einer Störung zugeordnet. Will heißen, ich darf nach “Behebung” dieser Störung wieder anrufen und erneut ein Ticket aufmachen, weil man die ja gottverdammt nicht wieder öffnen könne.</ragemode>

Warum das nicht nur meinen Job gefährdet

Ich arbeite für ein Startup und ich bin der einzige Backend-Entwickler bei uns. Will heißen: Mache ich keinen Fortschritt bei der Entwicklung, steht alles. Steht alles, funktioniert nichts mehr. Und als Startup sind wir nicht wie ein typischer Konzern mit vielen Möglichkeiten. Will heißen: Funktioniert diese Scheiße nicht in den nächsten Tagen, könnte es sein, dass ich mit meinen Kollegen bald einen neuen Job suche.

Ich will auch nicht unbedingt bei irgendwem in irgendeinem Office sitzen. Ich habe hier einen perfekt eingerichteten Arbeitsplatz, an dem ich sonst effizient arbeiten kann. Ohne Gelaber, ohne Licht, mit meinen gewünschten Arbeitszeiten. Also bitte keine Vorschläge bzgl. Co-Working oder Arbeitsplatz irgendwo anders. Es würde mir einfach schon reichen, wenn sich jemand mal wirklich mit dem Thema beschäftigen würde und dazu würde ich gerne mal ein paar Stunden mit einem 3rd-Level-Supporter debuggen.

Diesen Beitrag habe ich jetzt mithilfe eines mobilen Hotspots geschrieben. Während des Tippens hat alleine der Router 3x neu gestartet. Da weiß man direkt Bescheid. </rant>

Update 1: Telekom ist keine Option, da ich an meiner Adresse einen Anschluß bekäme mit 16 Mbit/s im Download und 2.4 Mbit/s im Upload. Maximum. Ich brauche mind. 6 Mbit/s im Upload.

Update 2: Es gab inzwischen die ersten Kommentare mit der Frage, warum ich überhaupt Daten übertragen wollen würde. Ja Mensch, das ist jetzt aber auch wirklich schwierig aus der Sicht der Deutschen. Wir wollen halt schließlich nur konsumieren und nichts hochladen - da passt das nur komisch ins Weltbild eines Vorzeige-Deutschen.

Update 3: Vodafone berichtet mir, dass es eine Rückkanalstörung gäbe, die die “großflächige Netzstörung” sei und sobald die behoben ist, können wir weiter gucken. Außerdem könne ich danach in den Business-Tarif wechseln. Ich weiß zwar nicht, warum ein Business-Tarif urplötzlich über andere Kabel übertragen werden soll, aber zumindest hätte man ein Entstörungs-SLA. Der Betreiber sucht aber erstmal nach dem Verursacher der Rückkanalstörung. Mal gucken, wie lange dies dauert. Nicht dass da jemand in der Kette versehentlich das Ticket schließt.

Freitag, 17. Januar 2020:

Oh, welch Überraschung. Um 01:58 Uhr wird mein Ticket automatisch geschlossen. Dass die beschriebene Störung im Ticket rein gar nix mit der Rückkanalstörung zu tun hat, wurde natürlich komplett ignoriert. Jetzt beginnt das ganze Ticket-Drama mal wieder von vorn.

Dienstag, 21. Januar 2020:

Bisher keine weitere Änderung der Situation.

Update 4: Nach ein wenig Trara auf Twitter, meldete sich grad ein Techniker. Einer mit Ahnung. Es gibt sie. Ich wusste es. Sie werden nur gut versteckt. Ein Job als Baumarktmitarbeiter ist ihnen als Zweitkarriere sicher.
Dieser Mitarbeiter fing das Gespräch schon an mit: “Moah, warum ist nur niemand auf die Idee gekommen, sich mal Ihren Anschluss anzugucken?”. <hier verrücktes Lachen meinerseits einfügen>
Er merkte an, dass die Box ja ständig nicht erreichbar sei und sie ständig neu startet. NEIN, WIRKLICH?
Außerdem merkte er an, dass kein Mensch mit diesem Anschluss gerade glücklich sein könne. NEIN, DOCH, OH!
Es gäbe noch eine Störung auf dem Rückwegkanal hier in der Straße. Na zum Glück hatten wir die Vermutung schon letztes Jahr dem Techniker kundgetan, aber ach!

Will heissen: Ein Techniker wird kommen. Er tauscht die Box. Er guckt sich mal wirklich den Störer an (hoffentlich). Mit ein bisschen Glück wird er diese Störung finden und beheben können, ohne die Straße aufreißen zu müssen. Obwohl. Warte. Wenn die Straße schon mal offen ist, wäre da Platz für ein Glasfaserkabel. Huiuiuiui. Ich sehe Möglichkeiten. Egal, ich schweife ab.

Sobald diese Störungen behoben sind, können wir uns der eigentlichen Störung widmen, dass da pro TCP-Connection nicht genügend durchgeht.
Auf jeden Fall bat ich ihn, bitte nicht das aktuelle Ticket dem Techniker zuzuweisen, sondern dafür separate Sub-Tickets zu erstellen. Er stimmte zu. Ich bin glücklich. Bis morgen früh. Vielleicht…

Mittwoch, 22. Januar 2020:

Wir, die Störung und ich, haben unseren ersten Monatstag. Hach.

Um kurz nach 8:00 Uhr war der Techniker hier und hat erstmal die Box mit der kaputten Firmware getauscht, die immer dafür gesorgt hat, dass wir selbst für Vodafone als “Offline” angezeigt wurden. Mal gucken, wie sie sich schlägt.
Der Techniker war der selbe wie vom 31. Dezember. Man sieht sich immer 2x im Leben. Heute war er gleich viel besser drauf. Ist aber auch kein Feiertag. Als ich ihm erzählte, dass ich diesen Blogbeitrag schrieb, meinte er: “Ja, hab ich gelesen”. Oh.
Er erklärte mir noch ein paar Dinge zum Rückwegstörer und dass sie das Ding schon seit ein paar Wochen jagen und nicht finden.
Mir scheint, es gibt da auch seitens Vodafone ein paar Optimierungsmöglichkeiten, was Provisionierung und Deprovisionierung von Modems/Routern angeht. Da könnten sich die Entwickler vielleicht mal mit ein paar Technikern hinsetzen.

Update 1: Wow, die neue Box ist so gut, ich hab jetzt nicht nur langsames Internet, sondern auch noch Paketverluste in rauhen Mengen. Auf solch ein Feature hab ich lange gewartet.</sarcasm>

Update 2: Ich musste vorhin innerlich lachen, als der Techniker sogar raus auf den Bürgersteig musste, um mit seinem Tablet über das Mobilfunknetz Daten zu bekommen. Nur für alle, die meinten, dass ich ja einfach einen LTE-Fallback nutzen könne.

Montag, 27. Januar 2020:

Ich bekomme gegen Abend eine SMS, dass man nochmal einen Techniker schicken möchte und ich mir einen Termin aussuchen soll. Gesagt getan, Termin für Dienstag ausgewählt, bekomme ich ein paar Sekunden später die SMS für die Terminbestätigung. Wenige Minuten später allerdings eine weitere SMS mit “Liebe(r) mthie, Ihr Auftrag *** ist erledigt.” <schweres Atemgeräusch>
Aber erstmal abwarten, Bestätigung ist ja da, also besteht die Chance, dass der Techniker kommt.

Dienstag, 28. Januar 2020:

Ratet mal, wer da war. Richtig. Niemand. <kauernd in der Ecke liegend>

Auf Nachfrage beim Vodafone-Twitter-Support stellt sich raus, dass meine Idee mit dem “erstellt mal Sub-Tickets, damit mir nicht die Tickets ständig versehentlich geschlossen werden” nicht den üblichen Gepflogenheiten entspricht und die externe Firma einfach mal dachte: Och komm, das Ticket ist ein Duplikat - das schließen wir!

Mittwoch, 29. Januar 2020:

Heute war ein Techniker gleich früh da, hat also dann doch noch geklappt. Der hat dann erstmal alles richtig eingepegelt, statt mit Dämpfern das zu starke Signal runterzuhämmern. Als Programmierer finde ich das besonders witzig, da es scheinbar überall gleich ist. Für manche Leute reichen Workarounds, andere machen es lieber richtig.

Zwischendrin hat er mit einem Vodafone-Tech-Menschen telefoniert, der mal ein richtiges pieploch war. Hat den Techniker vor Ort zur Sau gemacht, weil er sich während der 3 Speedtests mit mir unterhalten hat, obwohl von ihm aus keinerlei Informationen oder Fragen kamen.

Nichtsdestotrotz kam nur heraus, dass jetzt bei mir erneut/wieder alles korrekt ist und die Störung irgendwo aus der Nachbarschaft kommt. Der Techniker erzählte mir dann noch, dass es wohl einige Nachbarn gibt, die die Techniker nicht reinlassen wollen, um die Leitung zu prüfen. Wie ich diese Aluhut-Träger verachte. Mir scheint, ich muss bald eine Aufklärungskampagne starten muss.

Über lustige Kommentare auf diversen Medien bzgl. einer schnelleren Entstörung, wenn ich einen Business-Vertrag hätte, kann ich nur schmunzeln. Denn auch wenn diese Verträge über eine andere Infrastruktur geleitet werden, ist das Kabel der letzten Meile das Problem und das löst auch eine 24-Stunden-Entstörung hinter der letzten Meile nicht.

Ich hab heute auch mal die Kurven gesehen, wann die Störungen größtenteils auftreten und ich will nicht behaupten, dass das sehr nach Aufsteh- und Feierabendzeiten aussieht, aber ja doch, eigentlich schon. Da ist irgendeine menschliche Komponente drin, würde ich behaupten.

Will heissen: ich besorg mir dann schon mal einen Termin beim Arbeitsamt.

Donnerstag, 30. Januar 2020:

Nachdem der Techniker gestern über das Tech-Team von Vodafone hat weitere Tickets anlegen lassen, bekomm ich eine Mail mit dem Hinweis, dass ja ein Techniker vorbei kommen müsse, um mein Problem zu lösen. <hier verrücktes Lachen einfügen>
Gesagt, getan. Es dauerte keine 10 Minuten, bis mich eine Frau anrief, mit der ich schon häufiger das Vergnügen hatte, Termine auszumachen. Sie hat die Sprechgeschwindigkeit eines Faultiers auf Valium und meinte, dass der Techniker ja gar nicht nötig sei, weil dieses Problem von Vodafone behoben werden müsse und es sich bis nächste Woche hinziehen könnte. Ich lachte weniger leise als gedacht.
Natürlich wollte sie auch direkt wieder alle Tickets schließen, worauf ich sie noch während sie es aussprach unterbrach (ich hatte ja genug Zeit) und sie aufforderte, dies tunlichst zu unterlassen, da es ja schließlich noch weitere Probleme gibt. Sie fand dann noch weitere Tickets und hat alle bis auf das älteste Ticket (mit den Infos auch zu diesem Blogbeitrag) geschlossen.

Es bleibt spannend.

Montag, 10. Februar 2020:

Welch Überraschung! Alle Tickets wurden geschlossen und laut der SMS alles behoben. Davon weiß nur der Anschluss nix. Also Vodafone-Twitter-Support angeschrieben und neues Ticket eröffnen lassen.

Dienstag, 11. Februar 2020:

<hier wieder verrücktes Lachen einfügen> es soll mal wieder ein Techniker vorbei kommen. Termin noch für heute Abend gemacht. Ich bin gespannt.

Update: Ratet mal, wer nicht gekommen ist. Richtig geraten!

Mittwoch, 12. Februar 2020:

Mitarbeiterin rief mich wegen des Termins nochmal an und war verwundert, dass man mir erneut einen Techniker schicken will. Auf ihre Frage, wann der Fehler denn am Häufigsten aufträte (circa 18:30 Uhr) meinte sie, mir einen Techniker zwischen 18:30 und 19:00 Uhr schicken zu wollen. Ich erwähnte ihr gegenüber, dass dies keinen Sinn ergäbe, da es schlauer wäre, eher vorher hier zu sein, um beim Auftreten des Fehlers vor Ort zu sein. Dies vermerkte sie nur, hat es aber offensichtlich ignoriert. Wir werden sehen, wenn der Techniker denn morgen kommt.

Donnerstag, 13. Februar 2020:

Der Techniker, der schon zwei Mal hier war, kam auch. Wir beide grinsten uns an, weil wir schon wussten, dass er nur da war, weil es im Ticket steht, aber die Störung nicht bei mir liegt. Wir unterhielten uns, während er alles durchgemessen hat und dabei erzählte er mir, dass sie den Fehler schon auf einen Anschluss eingegrenzt haben. Leider ist wohl der Haushalt “nie” zu Hause, sodass sie in den nächsten Tagen anfangen, diesen abzuklemmen - allerdings gibt es natürlich Fristen, die ich auch verstehe.
Das Schließen der Tickets passiert übrigens durch Kollegen, die wohl “etwas unwissend” sind und bei einem Scan dann “keinen Fehler feststellen können”. Deshalb sind meine Bemühungen jedes Mal mit der Wiedereröffnung neuer Tickets nicht unberechtigt.
Er gab mir Mut, dass es wirklich sein könnte, dass wir nächste Woche schon wieder lauffähiges Internet haben. Ich bin noch nicht so euphorisch, wenn ich ehrlich sein soll.

Freitag, 14. Februar 2020 (Valentinstag):

Da sitzt man ganz gemütlich vor der Glotze, die Liebste fragt mich noch, ob ich das Ticket, was heute morgen wieder geschlossen wurde, schon neu eröffnet habe und als wäre es Gedankenübertragung klingelt es an der Tür. “Nanu?! Wir erwarten doch gar niemanden!”. Es ist ein Techniker im Auftrag von Vodafone. Erster Gedanke: “Was kommt jetzt?!”
Er erzählte mir freudestrahlend, dass er diesen Beitrag gelesen hat und die Störung jetzt behoben sein sollte. WHAT?! Ich zücke das Handy aus der Hose, logge mich auf dem Router ein und siehe da: Die Leitungswerte sehen so aus, wie sie aussehen sollen. WTF?!
Ich bat ihn herein, da er auch neugierig war, ob die Speedtests jetzt das gewünschte Ergebnis liefern und das Ergebnis sah im Upload wie folgt aus:

Ich würde jetzt sagen: Ende gut, Alles gut. Ich bedanke mich hiermit bei allen beteiligten Technikern, die sich wirklich Mühe gegeben haben, den Fehler zu finden und die jetzt wahrscheinlich mit den Augen rollen, wenn sie meinen Namen lesen müssen. Außerdem bedanke ich mich beim Vodafone-Twitter-Support, die immer mit einer Engelsgeduld neue Tickets für mich angelegt und an die passenden Stellen geleitet haben. Und natürlich bei den vielen Twitterern für den Zuspruch und den Support.

Für alle die interessiert sind, was die Ursache war: Eine kaputte Dose. Seit wohl 4 Monaten. Ein Wunder, dass das erst vor 2 Monaten wirklich aufgefallen ist, der entsprechende Kunde, bei dem das auftrat sich aber wunderte, warum sein Internet so langsam ist. Da fragt man sich direkt, warum die Menschen nicht sofort Alarm schlagen?


Den Löwen aus der Höhle (und Investoren) fehlt der Mut

07.10.2019 19:38
ca. 2 Minuten Lesezeit

Auf Gründerszene (ACHTUNG, Axel-Springer-Schrott!) schrieb man: “Den Löwen fehlt der Mut für Soziales” bezogen auf die Höhle der Löwen von VOX, bei der sich Gründer mit einer guten Idee und etwas Geschick Kapital abholen und Firmen-Prozente abgeben können. Sobald allerdings jemand mit einem sozialen Projekt kommt, kann man fast schon davon ausgehen, dass ein Deal abgelehnt wird und dass solche Projekte zu wenig Rendite abwerfen.

An dieser Stelle wäre jetzt vielleicht ein Presse- oder Prestigebild von DHDL zu sehen, allerdings bin ich zu faul mir ein lizenzfreies Bild zu suchen - benutzt einfach die Suchmaschine eures Vertrauens und stellt euch das Bild hier vor

Dem Artikel kann man jetzt zustimmen, ich würde das aber noch kräftiger ausdrücken wollen: Den Löwen fehlt der Mut, bei allem.

Allerdings sind sie damit nicht alleine in diesem Land. Eigentlich verhalten sie sich, wie ein Großteil aller Investoren:

  • bloß kein Risiko eingehen: man möchte sich als Investor in Deutschland nur neben gemachte Nester setzen (ja, neben, lieber nicht drauf, der Nadelstreifenanzug könnte schmutzig werden) und mit einer Wärmelampe das Ei ausbrüten; kommt jemand nur mit einer Idee und ohne fertiges Produkt, egal wie gut sie ist, wird nicht investiert. Das ist in anderen Ländern glücklicherweise anders
  • bloß kein Risiko eingehen: könnte ein Punkt der Unternehmung/des Produkts eine Schwierigkeit aufweisen, die zwar gelöst aber “neu” ist, wird nicht investiert - nicht, dass es noch böse Überraschungen gibt, die lösbar und innovativ sind
  • bloß kein Risiko eingehen: Innovationen brauchen Iterationsstufen bei der Optimierung; aber Dinge, die Optimierungspotenzial haben, sind noch nicht perfekt. Das schmälert die Rendite und stellt ein Problem dar - also wird nicht investiert
  • bloß kein Risiko eingehen (also fast): natürlich sind die Startups nicht alle reine Copycats, aber sie gehen oft Nanosteps voran, denn Investoren verstehen die heutige Welt und damit sie das Produkt oder die Dienstleistung verstehen, darf der Wissensunterschied zur neuen Idee nicht größer als 5% sein. Denn wenn Menschen irgendwas (und sei es nur das Problem) nicht verstehen, wird nicht investiert

Mit dieser Einstellung schiebt sich das Entwicklungsland Deutschland - damit ist nicht gemeint, dass wir hier besonders viele Entwickelungen vorantreiben - nicht mehr an die Weltspitze.


Was die Outbrain-Taboola-Fusion für Publisher bedeutet

03.10.2019 21:57
ca. 2 Minuten Lesezeit

Wie heute bekannt wurde, kauft Taboola ein paar Anteile von Outbrain und will die beiden Unternehmen fusionieren, der Name Outbrain soll verschwinden. Dafür muss man natürlich noch auf die Kartellbehörden warten.

Dass die beiden Firmen das jetzt ein bisschen feiern bedeutet aber keinesfalls, dass es für die Publisher, die auf diese Unternehmen gesetzt haben, besser wird. Eigentlich gibt es dann keinerlei ernsthafte Konkurrenz mehr, in Deutschland vielleicht noch plista oder revcontent, aber die waren schon immer eher lachhaft.

Bisher wurden große Publisher wie die Bild, Spiegel und Co. immer mit Garantie-Deals gelockt - man hat, um auf jedem Artikel ausgespielt zu werden, immer den Geldkoffer aufgemacht und die großen Mitbewerber haben sich damit gegenseitig ausgespielt. Wenn jetzt aber niemand mehr ernsthafte Gegenangebote machen kann, wird es ein Monopol geben, der die Preise bestimmt.

Nachdem Outbrain vor ein paar Monaten Ligatus aus Gruner+Jahr rausgekauft und eingestampft hat, schließen sich jetzt 2 Gründer zusammen, die sich angeblich gar nicht so gut leiden können. Jetzt kann man natürlich darüber spekulieren, warum das passieren soll. In der Pressemitteilung beim Outbrain-Ligatus-Deal wurde ja schon von Konsolidierung des Markts gesprochen, aber nach dem EuGH-Urteil zum Thema Cookies in Deutschland wird der Markt immer schwieriger für Werbemittelanbieter.

Schlimm ist ja am Ende eigentlich nur, dass die wirklich guten Technologien verschwinden. Die Firmen behaupten ja immer, dass sie Content Recommendations machen, aber am Ende sind es nur Clickbait-Maschinen. Als damals veeseo von Ligatus gekauft und am Ende quasi eingestampft wurde, verschwand auch die letzte wirkliche Content-Recommendation-Engine vom Markt, die rein inhalts- und nicht click-basiert arbeitet.

Fazit: Die Einnahmen der Publisher werden schrumpfen, die Qualität der Empfehlungen kann eh nicht weiter sinken und u.U. wird der Markt in ein paar Jahren komplett aufgegeben.

Toll. Danke für nichts.


Dogfooding - so wichtig

18.09.2019 12:49
ca. 2 Minuten Lesezeit

In der Technikwelt kennt jeder den Spruch: “Eat your own dogfood!” und deshalb mach ich das in den letzten Tagen auch. Lustigerweise in meinem Urlaub. Ich benutz’ einfach mal die Software, an der ich jeden Tag arbeite.

Was genau baust du da?

Bei Contentflow bauen wir eine Software, mit der wir eingehende Streams auf andere Plattformen verteilen können. Zusätzlich haben wir noch Features wie Videoschnitt während des laufenden Streams und Verteilung auf die Social-Media-Kanäle. Ja, das war jetzt die Kurzfassung der Features.

Was futterst du da jetzt?

Dogfooding kommt wirklich aus dem Hundefutterbereich. Da wurden die Mitarbeiter des Hundefutterherstellers dazu angehalten, das Futter, das sie produzieren, auch mal zu probieren. Denn warum würde man dem Hund etwas geben wollen, was nicht schmeckt? Mir persönlich würden da einige Gründe einfallen, aber ich führe das nicht weiter aus.

Da ich kein Hundefutter herstelle sondern Streamingsoftware baue, benutz ich diese also um Dinge zu streamen.

Was streamst du da?

In den letzten Tagen habe ich mal eine Coding-Session gestreamed und ein paar Spiel-Sessions. Ihr könnt mir auf Twitch oder Youtube folgen, wenn ihr davon nix verpassen wollt.

Warum machst du das?

Wie ich neulich schon schrieb, gibt es mir zu wenig deutsche Streams, vor allem zu anderen Themen als Gaming. Will heißen, dass ich natürlich auch ein bisschen Gaming streame, aber nur, um mehr Übung zu bekommen.

Außerdem will ich wirklich wissen, was die Probleme sind, die User mit dem von mir geschriebenen Kram haben und haben könnten. Nur so kann ich bei zukünftigen Planungen eine qualifiziertere Meinung abgeben.

Was sonst noch?

Auch wenn ich die Streams über die Plattformen verteile, werde ich diese auch über eine Website zur Verfügung stellen. Abhängigkeiten seitens der Social-Media-Plattformen will ich damit umgehen. Der Link wird hier in den nächsten Tagen auf dem Blog erscheinen und das kann man dann auch im Feedreader abonnieren.


Politische Live-Streams aus Deutschland #wasfehlt

02.09.2019 00:01
ca. 2 Minuten Lesezeit

Eine gewisse Generation guckt heute kein serielles Fernsehen mehr. Das ist auch völlig okay so. Das ist die Zukunft.

Da gibt es diverse Formate, die wirklich viel im Internet geschaut werden:

  • Musikvideos
  • Videos mit Schnitten, die an die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens erinnern
  • Mitschnitte von Spielern
  • Videos, bei denen der Aluhut nicht nur glüht oder brennt, sondern fast schon sublimiert

Livestreams haben in Deutschland keinen guten Stand. Es gibt sie eigentlich nur in den Bereichen:

  • Breaking News
  • Gaming
  • Musik (ich zähl da mal Radios mit rein)

Seit heute muss ich allerdings noch eine Kategorie hinzufügen: Politik.
Leider nur mit einseitigen politischen Ansichten. Kurz nach der Veröffentlichung der ersten Wahlprognosen für Sachsen und Brandenburg war ein Stream eines AfD-Anhängers mit über 5000 gleichzeitigen Zuschauern auf Platz 1 der Youtube-Livestreams.

In diesem Stream war auch wirklich die Hölle los. Die Kommentare rauschten nur so durch und am Ende hatte das Video (Stand 3 Stunden nach Beendigung des Streams) über 42.000 Unique Watcher. Warum gibt es das nicht viel häufiger und mit vielen unterschiedlichen Ansichten?

Aus beruflichen Gründen weiß ich, dass z.B. die SPD ab und zu mal Livestreams macht, die Grünen und die CDU haben bisher irgendwelche Räume mit Debatten oder Pressekonferenzen gestreamed und Stream hat auch Monate später nur ansatzweise so viele Views wie der Typ da heute Abend.

UND WARUM NICHT?

Weil sich niemand traut. Wir haben ja immer noch diese Rechtsunsicherheit in Deutschland mit den Livestreams bzgl. des Rundfunkstaatsvertrags (regelmäßiger, u.U. redaktionell betreuter Stream mit der theoretischen Möglichkeit, mehr als 500 Nutzer gleichzeitig zu erreichen). An der technischen Problematik ist vielleicht ein Videostreaming-Anbieter aus Hamburg schon dran hust.

Problematisch ist wahrscheinlich das Community-Management daran. Ich glaube, wir Menschen in diesem Internet sind nicht mehr so gut in Kritikfähigkeit seitens der Hater und Ausblenden von Trollen. In den Anfängen des privaten Livestreamings (circa 2007-2009) hat man einfach auch mal zusammen ferngesehen und die Reaktionen gestreamed. Dann noch ein bisschen mit den Kommentatoren gelacht, diskutiert, beantwortet.

Das ist alles komplett eingeschlafen, wird aber immer Wichtiger. Denn nur so kommunizieren und konsumieren die besorgten Bürger heute. Wenn also nur eine politische Richtung kommuniziert, wird sie stärker.

Warum also gibt es nicht mehr davon? Vielen von meinen Lesern haben eine starke und laute Meinung. Warum damit nicht auch Menschen erreichen? Und nein, eine Instagram-Story reicht dafür nicht.


Halt! Stopp!

29.08.2019 00:18
ca. eine Minute Lesezeit

Jeder kennt ihn, jeder mag ihn und es gibt einen Remix! Absolute Empfehlung.

Youtube-Preview

Der Klick auf das Bild geht zu Youtube


Eure Daten in sozialen Netzwerken? Verabschiedet euch davon!

26.08.2019 00:12
ca. 7 Minuten Lesezeit

Ach herrje, wer hätte erwartet, dass das so ausartet. Ich hab mal versucht, meine Daten aus den sozialen Netzwerken zu exportieren, auf denen ich so angemeldet bin.

Warum eigentlich? Was will ich damit?

Eigentlich ist das nur eine Spielerei, aber ich bin kein Freund der Vernichtung von Daten. Ich schreib ja in’s Internet, weil ich auch in 10 Jahren noch will, dass die Leute den Scheiß lesen können. Genau wie diesen flapsigen Post hier.

Also hab ich mich die letzten Tage mal hingesetzt und social.mthie.com zusammengeschraubt. Eine Seite, auf der ich die geposteten Beiträge von den ganzen Portalen aggregiere und anzeige. Ganz ohne das Tracking der Portale, was ja für einige Leute auch sehr spannend sein könnte.

Allerdings wollte ich diesen Beitrag dazu nutzen, mal aufzulisten, warum das eigentlich alles so schlimm ist.

Beziehen der Daten über die APIs

Wenn man nicht schon vor 12 Jahren angefangen hat, seine Posts, Fotos, Kommentare, whatever, regelmäßig zu holen, was durch gefühlte 100 API-Änderungen in der Zeit auch sehr nervig gewesen wäre, kommt man schon gar nicht mehr an alle seine Informationen, es sei denn, man hat SEHR viel Zeit. Denn oft scheitert man einfach mal an den API-Limits. Gerade Twitter ist da sehr anstrengend.

Daten-Export-Downloads

Bei fast allen Portalen gibt es Daten-Export-Funktionen, die ich einfach mal genutzt habe, um diese Daten dann in Markdown zu verwandeln. Das Bereitstellen der Daten hat bei fast allen Portalen knapp gleich lang gedauert.

Facebook

Es macht mich traurig. Sehr traurig. Und glücklich. Auf der einen Seite ist es äußerst traurig zu sehen, was Facebook alles für Daten bereitstellt, u.a. das Face-Recognition-Profil und wieviele Samples es dafür hat. Mit den Rohdaten konnte ich allerdings jetzt nicht so viel anfangen.

Die Liste der Posts (also genau das, was ich haben wollte) war eher so lala. Keine ID-Referenzierung auf die Original-Posts, sodass man nicht die Möglichkeit hat, die fehlenden Informationen über den Post über die API zu holen. Äußerst nervig.

Zusätzlich dazu sind die Informationen der Posts auch schwere Grütze. Hier mal der Ausschnitt meines Links zu meinem vorherigen Blog-Post:

{
  "timestamp": 1566323148,
  "attachments": [
    {
      "data": [
        {
          "external_context": {
            "url": "https://mthie.com/lokale-kleinh%C3%A4ndler-f%C3%B6rdern-vielleicht-nicht.html"
          }
        }
      ]
    }
  ],
  "data": [
    {
      "post": "Lokale Kleinh\u00c3\u00a4ndler f\u00c3\u00b6rdern? Vielleicht nicht!\n\nhttps://mthie.com/lokale-kleinh%C3%A4ndler-f%C3%B6rdern-vielleicht-nicht.html"
    },
    {
      "update_timestamp": 1566323148
    }
  ],
  "title": "Martin Thielecke"
}

Was genau soll man denn damit anfangen? Der title ist ja mal totale Grütze und zum Link gibt es NULL Informationen. Die API widerum liefert alle Infos dazu, also auch ein Vorschaubild und vielleicht mal etwas Beschreibung. Da gibt es noch viel Verbesserungspotential.

Was mich glücklich am Export macht? Damals™, als die mobilen Betriebssysteme noch nicht so genau nachfragen konnten, welche Rechte man jetzt einzeln freigeben möchte, hat man einfach auf Okay gedrückt. Dementsprechend war mein gesamtes altes Adressbuch von 2009 bei Facebook. Dadurch hab ich endlich mal wieder ein paar alte Rufnummern wiedergefunden, die mir abhanden gekommen waren. Aua.

Was Facebook allerdings über mich denkt, welche Werbung mich interessieren könnte, ist soweit vorbei an der Realität. Ich mache mir weiterhin keine Sorgen über detaillierte Profile.

Twitter

Es war eines der ersten sozialen Netzwerke, auf denen ich mich angemeldet hatte (April 2007) und dementsprechend haben die die meisten Posts von mir in der Datenbank.

Ich hatte explizit das JSON-Paket angefordert, damt ich die Daten sinnvoll auswerten und importieren kann. Es steht sogar in der README: This archive consists of machine-readable JSON files containing information associated with your account.
Und was ist da wirklich drin? JavaScript-Variablen, die JS-Objekte beinhalten. Nix von wegen JSON. Also muss man den Quark erstmal auseinanderfummeln. Moah!

Glücklicherweise hat Twitter im Gegensatz zu Facebook ein paar mehr Infos zu den Tweets mitgeliefert.

{
  "retweeted" : false,
  "source" : "<a href=\"https://about.twitter.com/products/tweetdeck\" rel=\"nofollow\">TweetDeck</a>",
  "entities" : {
    "hashtags" : [ ],
    "symbols" : [ ],
    "user_mentions" : [ ],
    "urls" : [ {
      "url" : "https://t.co/Y4UUO98ZxP",
      "expanded_url" : "https://mthie.com/lokale-kleinh%C3%A4ndler-f%C3%B6rdern-vielleicht-nicht.html",
      "display_url" : "mthie.com/lokale-kleinh%…",
      "indices" : [ "48", "71" ]
    } ]
  },
  "display_text_range" : [ "0", "71" ],
  "favorite_count" : "1",
  "id_str" : "1163869680668487681",
  "truncated" : false,
  "retweet_count" : "1",
  "id" : "1163869680668487681",
  "possibly_sensitive" : false,
  "created_at" : "Tue Aug 20 17:45:30 +0000 2019",
  "favorited" : false,
  "full_text" : "Lokale Kleinhändler fördern? Vielleicht nicht!\n\nhttps://t.co/Y4UUO98ZxP",
  "lang" : "de"
}

Joah, kann man mit leben. Auch hier wären noch ein paar nette Vorschauinfos ganz cool gewesen, aber da wir ja hier die ID haben, kann man das über die API abrufen. Was ich bei Twitter zum Schießen finde: Wenn sie die ID sowieso als string liefern, warum gibt es das id_str-Feld zusätzlich?

Instagram

Ach herrje, welcher bekiffte Teenie hat den DEN Export geschrieben? Die Kommentare sind Listen von strings, z.B. ["2015-03-30T17:02:46", "Lass mal die Filter weg.", "guusvw91"],
Was genau will uns der Export damit sagen? Ist das ein Kommentar von Guus oder von mir an Guus? Danke für den Timestamp und den Text, aber diese Informationen sind komplett wertlos und kontextfrei.

Exakt der gleiche Quatsch passiert bei den Likes: ["2017-11-04T06:44:26", "genussgier"], - was ist das? Habe ich einen Post von genussgier geliked oder der Account von mir? Wir werden es aus dem Export heraus wohl nie erfahren.

Zum Glück hat Instagram es zumindest beim media.json nicht komplett vergeigt. Hier wurden die Fotos in einem separaten Ordner gleich mitgeliefert und im JSON auch darauf verlinkt. Außerdem stehen alle Informationen des Posts im Export drin. Auch hier fehlt zwar die ID (vielleicht für Backlinks ganz cool), aber was soll man im Nachhinein bei Instagram damit? Die API unterstützt sowieso kein Abruf einzelner Posts und ihrer Informationen. Man darf maximal die letzten 20 Posts abrufen und das war’s dann auch schon:

{
  "caption": "It's only a drive-by photo, sorry.\n\n#deloreantimemachine #delorean #newyorkcity #newyork #newyorkcitylife",
  "taken_at": "2018-11-28T18:08:30",
  "location": "Manhattan, New York",
  "path": "photos/201811/a87d96e67a668fb89831e3c2c61b197d.jpg"
}

Gut, dass ich die App deinstalliert habe.

Google+

Google ist mit seinen Takeout-Bemühungen ja schon recht früh in das System eingestiegen, dass User ihre Daten auch mal exportieren können. Sie liefern auch mit Abstand die größten Takeouts, selbst wenn man nur sowas “Einfaches” wie die Google+-Posts exportiert. Hier hatte ich kurz vor der Abschaltung für Privatuser einen Takeout anlegen lassen. Allerdings war ich sehr blind und habe HTML-Archive exportiert. Mit denen konnte man rein gar nix anfangen. Ein ganz grausames Durcheinander.

Heute habe ich also nochmal einen neuen Export gemacht mit JSON-Exports. Das Format ist halbwegs einfach und übersichtlich, für jeden Post eine separate JSON-Datei. Damit brechen dann auch die Parser nicht unter Unmengen an Daten zusammen. Darin verlinkt auch schön die Bilder, die man im Archiv gleich dazubekommt. EIGENTLICH. Denn circa 50% der Bilder wurden einfach mal gar nicht mit ausgeliefert. Im Post noch vorhanden, auch die URL zum Bild (nicht das Originalbild, was sonst im Takeout drin ist) ist gültig. Warum sie es also nicht mitgeliefert haben, bleibt ein Rätsel.

Aber eigentlich war ich nach dem HTML-Schock dann doch erleichtert, dass der Export ganz brauchbar war. Glücklicherweise besteht bei dieser Plattform jetzt keine Notwendigkeit mehr, neu geschriebene Posts per API holen zu müssen. Bye bye Google+.

LinkedIn

Hier muss ich zugeben: Verdammt, ich hab noch nie wirklich was auf LinkedIn gepostet. Der Export war also am Ende recht sinnfrei. Na egal, wird das Profil halt einfach nur verlinkt.

Die restlichen Informationen gibt es im CSV-Format, was halt einfach ein bescheidenes Format für Datenexporte ist, vor allem wenn man wie LinkedIn dann teilweise in die CSV nur reinschreibt, dass man die hochgeladenen Videos unter der angegebenen URL alle runterladen kann. Danke für nix.

Github

Auch wenn es jetzt für manche Menschen komisch klingt, aber github ist das soziale Netzwerk für Entwickler. Aber was genau will man da wirklich exportieren? Die Repositories hat ja eh jeder schon da und von denen kann/will/darf man u.U. gar nicht alles veröffentlichen.

Mehr bekommt man am Ende aber aus dem Export nicht raus. Es gibt aber auch nicht wirklich mehr, außer vielleicht Stars auf andere Repos. Hmm, egal.


Was mich an der ganzen Geschichte etwas fasziniert hat, mit welchen unterschiedlichen Methoden die Entwickler die Exporte gebaut haben, also dass Twitter und Facebook alles in eine grosse Datei werfen, während Google im Zweifel lieber 100.000 Dateien zurückgibt. Da merkt man direkt, welcher der Anbieter sowas parallel verarbeiten lässt.